Verkehrswende

Themen die mal nichts mit der CB 500 zu tun haben.

Moderator: Free-sky

Verkehrswende

Beitragvon Presi » 05.07.2016, 20:27

Seit Jahren wird die Verkehrswende nur diskutiert. Jetzt geht sie los.

Der 12. Dezember 2015 war ein besonderer Tag: Mitten im am meisten von der langjährigen Durchschnittstemperatur nach oben abweichenden Monat in Deutschland wurde in Paris ein Rahmenabkommen beschlossen, nachdem die Dekarbonisierung kein fiktives Zukunftsziel mehr war, sondern reale Schritte schon heute nötig machte.
Klar ist: Der Verkehr stößt weltweit seit Beginn der Industrialisierung immer mehr CO2 aus. Und während zumindest in einigen Ländern Industrie, Wohnen und Energiesektor klimafreundlicher geworden sind, gelingt das dem Verkehrssektor nicht, weshalb er v.a. bei uns für einen immer höheren Anteil an klimawirksamen Gasen verantwortlich ist. Der Verkehr gerät in den Fokus.

Quasi gleichzeitig war der VW-Abgasskandal, der eigentlich ein Diesel-Abgasskandal ist, auf seinem Höhepunkt angelangt: Immer klarer wurde, dass die Zulassungsvorschriften für Fahrzeuge mit Dieselmotoren wenig mit den ausgestoßenen Schadstoffen in der Praxis zu tun haben. Auch die Bemühungen vieler europäischer Städte, durch "Umweltzonen" oder bspw. Straßenbewässerung Feinstaub zu verringern, waren eher wenig, diejenigen, Stickoxide zu verringern, praktisch gar nicht erfolgreich.
Die Städte geraten unter Zugzwang, wenn sie Grenzwerte seit Jahren nicht einhalten und wenig dagegen tun. Strafzahlungen drohen. Paris reagierte nun bisher mit am schärfsten: Vieler unserer Motorräder und Autos dürfen seit kurzem Mo-Fr nicht mehr tagsüber in die Innenstadt, ab 2020 wird noch restriktiver vorgegangen und werden teils Euro3 - Fahrzeuge ausgesperrt (nach Zulassungsjahr differnziert). Andere Städte werden mit ähnlich drastischen Maßnahmen folgen, einige ihre Restriktionen aber auch abbauen.

Eine dritte Ebene - neben der Klimaproblematik einerseits und der Schadstoffproblematik andererseits - tut sich mit dem Platzproblem auf: PKW werden immer größer, die Nutzungsansprüche von Bewohnern unserer Städte, die draußen auch Aufenthalt genießen wollen, Rad fahren oder zu Fuß gehen, werden wenig berücksichtigt, parkende und fahrende Autos hingegen benötigen einen Großteil des Verkehrsraumes. Das wollen nicht mehr alle einfach so hinnehmen und haben bspw. in Berlin ein Volksbegehren zum Fahrradverkehr gestartet, ein Volksentscheid kann und wird evtl. folgen, um dem Radverkehr mehr Raum und Sicherheit zu verschaffen. Eine Lösung für den PKW kann der Trend hin zum Carsharing sein, der ohnehin aus den Innenstädten nach außen immer mehr wächst.

"Abwarten", sagen sich viele. Man kennt das alles: Elektroautos werden seit 30 Jahren angeboten und ebenso lange gelten sie als Fahrzeuge für Ökos oder - die teuren - als Exklusivspielzeug für wohlhabende Leute. In Deutschland schafft und sichert die Autoindustrie viele Arbeitsplätze, da ändert man so schnell nichts, oder?
Doch es ist etwas passiert: Zum einen gibt es in immer mehr Staaten eine mehr oder minder erfolgreiche Subvention von elektrisch betriebenen PKW. Zum anderen sagt der Volkswagenchef einfach mal, es werde "sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen" (Matthias Müller), eine bemerkenswerte Aussage. Wann der gewisse Zeitpunkt da ist, sagte er nicht. Fern ist er sicher nicht mehr, da der Diesel ohnehin nur in Europa eine größere Rolle spielt.

Aber auch bei Benzinern scheint die Zeit knapp zu werden: In Norwegen sollen ab 2025, das ist in weniger als zehn Jahren, keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden können. Das ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber ein breites Parteienbündnis hat das verabredet. Dasselbe Datum wird in den Niederlanden erwogen, in Österreich sind einige besonders schnell, in Kalifornien oder Deutschland wird von Teilen der Regierung das Jahr 2030 erwogen.
Verbrennungsmotor - Die Zeit
Verbrennungsmotor - managermagazin
Ganz so schnell wird es wohl nicht gehen, die entsprechenden Produktionskapazitäten aufzubauen, aber das wir nun am Anfang eines dynamischen Prozesses stehen, einer großen Verkehrswende, scheint klar: Verkaufen in einigen Jahren die Hersteller kaum noch oder keine Diesel und später Benziner mehr, werden im Gegensatz dazu immer mehr Elektroautos angeboten, dann wird die Diesellobby auch wegschrumpfen und im Gegenteil werden immer schärfere Restriktionen gefordert werden, die uns Verbraucher zum Kauf eines Elektrofahrzeugs bewegen. Das geht dann irgendwann ganz schnell. Es kann gut sein, dass ein lange bekämpftes Tempolimit in Deutschland eines Tages deshalb kommt, um einen großen Nachteil von Elektroautos (wenig Reichweite bei schneller Fahrt) abzuschwächen. Btw: In Berlin wurde kürzlich ein neuer Think Tank gegründet, die "Agora Verkehrswende" - diese und andere Initiativen werden das Feld der Verkehrswende politisch und gesellschaftlich, v.a. medial, beackern.
Und bis 2050 müssen Verbrenner sowieso weitgehend auf unseren Straßen verschwunden sein, der Verkehr zumindest am Boden CO2-neutral sein - da kann man die nicht bis 2040 zulassen. Jedenfalls keine mit Benzin und Diesel betriebenen.

Unsere Autos und Motorräder mit Verbrennungsmotor wirken wie Dinosaurier: Sie sterben aus, aber bevor sie das tun, werden sie noch richtig groß und kräftig. Als sie noch kleiner waren, habe ich meine CB500 zugelassen. Die ist nun 20 Jahre alt geworden und in diesen 20 Jahren hat sich wenig geändert.
In weiteren 20 Jahren wird es wohl kaum neue Motorräder mit Verbrennungsmotor mehr geben.


P.S.: Das Feld, das sich mit der zunehmenden Automatisierung und schließlich mit autonom fahrenden Fahrzeugen ergibt, ist auch eine Verkehrswende, ich wollte aber das inzwischen absehbare Sterben des Verbrennungsmotors thematisieren.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon axel87 » 06.07.2016, 03:03

Ich sehe das alles ziemlich entspannt. Die Technologien sind alle vorhanden und ausentwickelt. Der Elektroantrieb ist älter als einige Pferdekutschen. Fahrzeuge mit Brennstoffzellen gibt es in Serie. Nur die reine Akkutechnik (ohne Range Extender) hätte momentan 3 Nachteile: Gewicht, Reichweite und Preis. Tesla zeigt, dass es mit Masse (und Klasse) schon langsam den Mittelklassebenzinern an den Kragen gehen kann. Leider sind viele (deutsche) PlugIn Hybride nichts als CO2 Drücker für Firmenflotten und ein letztes festhalten an Sackgassentechnologien.

Um mich mal zu Outen. .. ich fahre neben der CB einen Auris Hybrid, der schon andeutet in welche Richtung Es geht: echt Stufenlose Automatik, Keine Kupplung (nein auch nicht In der Automatik), kein Keilriemen, Kein Zahnriemen (Steuerkette), kein Anlasser, Elektrische Wasserpumpe, elektr. Klimakompressor, und einiger anderer Kram der nicht mehr kaputt gehen Kann weil nicht vorhanden oder eben mit weniger Mechanik . Stattdessen wird hierzulande Immer mehr auf Turbos gesetzt, die sich zwar toll anfühlen, aber bestes Beispiel: meine Mutter. Die fährt Ihren Turbo garantiert Nicht warm und kalt. Da ist es natürlich ok wenn alle 60.000km ein neuer Turbo für xxxx € verbaut Werden Muss. Aber erzähl mal: wie lang hält Der Akku beim Elektroauto? Nur 7-15 Jahre? Das ist aber Mist... :roll:

All die "neuen" *hust* Technologien wären Schon lange Salonfähig und bezahlbar, wenn die Anreize durch die Politik geschaffen würden. Also wird es die Zukunft zeigen, was uns als erstes zwingt: Politik, Gesellschaft, Umwelt oder Ressourcenvorkommen.

Als Motorrad Fahrer müsste man eigentlich sabbernd auf den Tag Warten, an dem das erste E-Motorrad in Großserie zu erwerben Ist. Elektroantriebe haben unendliche Möglichkeiten im Ansprechverhalten, Anzug, Durchzug, Schlupfverhalten... nur bei Hohen Drehzahlen ist irgendwann die Puste weg. Trotzdem ist da alles möglich.
Zuletzt geändert von axel87 am 06.07.2016, 03:03, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Stjopa » 06.07.2016, 08:09

Ich bezweifle, dass die Politik der richtige Initiator für eine solche Energiewende sein kann.
Wird das von Presi Geschilderte von den etablierten Partei vorangetrieben, sehe ich ein zusätzliches Wählerpotential von 20 bis 30 % für die AfD.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon ralfpinzer » 06.07.2016, 09:05

Es gäbe auch andere Ansätze der Schadstoffeinsparung im Bereich Verkehr. Aber da kann nicht so gut verdient werden.

http://www.welt.de/dieweltbewegen/artic ... euder.html
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Re: Verkehrswende

Beitragvon nick67 » 06.07.2016, 09:45

Ich habe da meine ganz eigene Sicht der Dinge. Ginge es wirklich um Nachhaltigkeit Energieeinsparung und Umweltschutz, gäbe es längst Leistungsbeschränkungen für KFZ (niemand braucht 200PS), ein Tempolimit von 120 auf den BAB, ein Verbot für SUV (senseless useless vehicles) etc pp. E-Autos werden aufgrund physikalischer u. chemischer Naturgesetze Stadtautos bleiben.
Es sei denn man baut die BAB zur Carrerabahn um und versorgt die KFZ meinetwegen induktiv mit Strom oder läßt sie von nem wandernden Magnetfeld ziehen oder oder oder...
Die Kaufprämie für E-KFZ ist ein Treppenwitz. Der Steuerzahler fördert die Forschung bzw den Absatz der KFZ--Industrie. Und zwar jeder. Ich könnte kotzen.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Supertyp » 06.07.2016, 10:16

Presi predigt mal wieder die Ersatzreligion Klimawandel. Auch bei dieser Religion ist der Glaube alles.
Wer Wissen will was dahintersteckt wird nicht viel Konkretes finden, angesichts der Tatsache das 94% der weltweiten CO2 Emmissionen natürlichen Ursprungs sind. Nur 6% ist von Menschen gemacht und damit von Menschen beeinflussbar...
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Blackshadoo 93 » 06.07.2016, 11:50

Ich finde dieses ganze Gerede von E-Autos von wegen schwerer Akku, Haltbarkeit bla bla für absoluten Schwachsinn.

Vor längerer Zeit habe ich mal gehört das um 2005 in Amerika mal von Nissan oder Mitshubishi ein Test gemacht wurde mit Reinen E Autos! Diese Autos hatten an allen Rädern einen Dynamo, Bremskraftrückgewinnung, überall da wo ging Solarzellen ( die gibt's ja auch in Krumm und schief ) mit noch mehr Schnickschnack und zwei Akkus.
Während 2 Dynamos und die Solarzellen das Auto während der fahrt unterstützen, wurde der andere Akku durch die anderen Dynamos geladen.

Lange rede kurzer Sinn: Die Autos mussten nur seltenst!!! Aufgeladen werden, wenn man nicht gerade am Tag ( also Tagsüber ) über ich glaube es waren um die 1600Km gefahren ist, so das es eng wurde. Das Auto holt sich durch die Sonne ja Ständig Energie. Also wenn ich mal Nach das Verlangen habe so 1000Km zu fahren, ok ist dann ende. Aber sonst? wer fährt denn wie oft im Jahr durchgehend 1600Km ohne Pause?

Ergebniss des Projektes war: Es wurde wieder eingestampft! Warum? Unwirtschaftlichkeit! Der einzige wirkliche Verschleiß sind Reifen und alle 10 Jahre die Akkus ( von der Normalen Wartung abgesehen )
Hört sich gar nicht so unwirtschaftlich an oder? Haben andere Autos doch auch, aber die müssen Tanken und genau hier liegt das Problem.

Ich gebe in Sommermonaten wo ich zwischen Auto und Motorrad wechsle so um die 150-200€ für Benzin aus. 1 Person 150€! Wie viel Personen fahren noch mal Auto? Mal angenommen nur 30% von denen würden auf E-Autos umsteigen und der Rest hätte Bestandschutz.
Diese Perosnenzahl mal 150€ gerechnet, wie viel Milliarden gehen da der Ölindustrie durch? Wie viel Milliarden gehen dem Staat durch weil er dadurch weniger Steuereinnahmen bekommt.

Selbst wenn von mir oben gehörtes nicht stimmt halte es für absolut realistisch ein E-Auto zu bauen das mit voll Geladenen Akuu/s um die 2000Km schafft!
Wir leben im 21 Jahrhundert, es gibt Häuser die im Sommer wie im Winter ohne Heizung oder Klimaanlage eine bestimmte Temperatur halten können, unser Obst/Gemüse IST Gentechnisch so verändert das es schneller Wächst. Wir schicken Menschen in den Weltraum, wir waren am Tiefsten Punkt im Meer. Es gibt Gedächnissstahl, sagen wir er hat die Form einer Büroklammer, diese verbiege ich zu einem kleinen Klumpen, mache ich das Metall wieder heißt verformt es sich zurück zur Büroklammer, seiner Urform.
Und i.wer erzählt das mit der ganzen elektrotechnischen Forschung und all seinen Möglichkeiten es nicht möglich ist ein E-Auto mit einer Reichweite von sagen wir 2000Km zu bauen?

Ich bin der Meinung unsere Politik mit den Lobbyisten macht uns allen mächtig was vor, ich denke das alles ist zwar nicht bis zu Utopischen Km Laufleistung möglich, aber es ist möglich und das mit wesentlich kürzeren Aufladezeiten für die Akkus!
Der Mensch/Die Industrie saugt den Planeten so lange aus bis nichts mehr zu holen ist, dann geht's evt. zu E-Antrieben, und der Strom wird dann richtig Teuer, denke ich mal :roll:

Gruß Blackshadoo
Blackshadoo 93
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Stjopa » 06.07.2016, 11:59

Ein Akku mit heutiger Technologie, der ständig durch Bremskraftrückgewinnung nachgeladen wird, hält garantiert keine 10 Jahre!
Das ist nämlich der Akku-Fresser schlechthin.
Stjopa
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Re: Verkehrswende

Beitragvon gouranga » 06.07.2016, 12:30

TLDR, aber:

Supertyp » 06.07.2016, 10:16 hat geschrieben:Presi predigt mal wieder die Ersatzreligion Klimawandel. Auch bei dieser Religion ist der Glaube alles.
Wer Wissen will was dahintersteckt wird nicht viel Konkretes finden, angesichts der Tatsache das 94% der weltweiten CO2 Emmissionen natürlichen Ursprungs sind. Nur 6% ist von Menschen gemacht und damit von Menschen beeinflussbar...


So sieht's aus!
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Re: Verkehrswende

Beitragvon KlausT » 06.07.2016, 14:03

Blackshadoo 93 » 06.07.2016, 11:50 hat geschrieben:Der Mensch/Die Industrie saugt den Planeten so lange aus bis nichts mehr zu holen ist, dann geht's evt. zu E-Antrieben, und der Strom wird dann richtig Teuer, denke ich mal...
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 06.07.2016, 15:10

Ich weiß, dass da jeder seine unterschiedliche Meinung hat, wo noch woanders Einsparpotentiale liegen oder wie gut oder schlecht, stark oder schwach, jetzt, nah oder fern und ob überhaupt der Klimawandel ist. Also bitte hier keine fachfremde Klimadiskussion führen, ich habe nur eingangs das Pariser Rahmenabkommen erwähnt, weil sich daraus bestimmte Zwänge ableiten. Bitte beim Thema Elektromobilität/synthetische Kraftstoffe/Verkehrswende bleiben, sonst wird das hier zerredet. Es geht auch nicht um dafür oder dagegen, sondern um die Sache an sich. Man kann durchaus Dinge diskutieren, die man nicht herbeijubelt. ;)
Ich fände es also besser, wir beschränkten uns auf das meiner Überzeugung nach absehbare Aussterben des heutigen Verbrennungsmotors im Straßenverkehr.
Wir alle können nicht in die Zukunft sehen, aber wir können Anzeichen registrieren und fühlen uns dann später nicht so überrumpelt.


Ein Anzeichen ist Paris. Eins ist Müller. Eins ist Norwegen. Und ganz sicher eins ist auch der Erfolg von Tesla, das nicht nur in den USA inzwischen mehr von seinem Model S verkauft als BMW, Mercedes, Audi oder Porsche von ihren Luxusautos. Man muss sich das vorstellen: Eine brandneue Marke, die keinerlei Erfahrung im Autobau hatte, ledert bspw. auch in der Schweiz die etablierten Marken ab. Ausgerechnet im Luxussegment. Wer hätte das geglaubt - Hand hoch?!
Die etablierten Hersteller müssen jetzt reagieren, denn Google und Apple drücken mit ihren automatisierten Fahrzeugen, auch elektrisch, vermutlich ebenfalls bald in den Fahrzeugmarkt und es ist nicht sicher, ob als Kooperation mit Etablierten oder komplett in Eigenentwicklung. Gerade deutsche Marken, die richtig gute große Motoren und Getriebe (ein)bauen, können quasi nur verlieren bei einer Wende hin zu Elektrofahrzeugen. Wie viel sie verlieren, entscheidet sich auch daran, wie lange sie komplett an der guten alten Technologie festhalten. Ich vermute, nicht mehr lang.

Der Wechsel zur Elektromobilität ist imho wie eine Welle: Man kann auf ihr reiten und sie für sich nutzen oder stehenbleiben und warten, dass sie über einen schwappt. Leider neigen immer viele Leute, die Welle nicht sehen zu wollen oder zu unterschätzen. Andere sehen sie zu hoch oder nah. Sie richtig zu verstehen und auch optimal zu nutzen, ist daher nicht ganz einfach.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon DonUschi » 06.07.2016, 16:52

Das Modell 3 von Tesla für knapp über 30k€ eher 40k€ mit passender Ausstattung und der Tatsache, dass man Supercharger nicht mehr kostenlos nutzen darf sondern sicher eine recht hohe Pauschale oder gar ein Abo Modell zusätzlich abschließen muss wird ein Schritt in die Richtung sein. Aber meine kürzlichen Erfahrungen sprechen was ganz anderes.

Ich hab ja erst kürzlich viele Autos probiert und auch bei den mittelklasse Herstellern wie Skoda und VW war vor allem eine Kernaussage präsent: "Das haben wir nicht, das müssten wir bestellen. Das ist so zu teuer, das kauft niemand."
Absatz finden vor allem Basismodelle mit kleinen Motoren für 10-15k€. Dabei kann man jeden Kleinwagen oder Kompakten statt für 12-15 auch bis 30-40k€ konfigurieren was ja recht dicht beim Tesla wäre. Und davon ist Tesla dann doch noch weit weit weg. Gerade weil der 15k€ Golf eben auch schon 500km weit kommt und für den Durchschnittsbürger bequem genug ist und dabei nichtmal hässlich. Das was Tesla also für günstig hält ist vielleicht günstig, aber nicht billig genug. xD

Ich bin ziemlich sicher, dass da noch viel gegen gesteuert wird weil keiner drauf verzichten möchte. Nicht darauf theoretisch 300 zu fahren und nicht darauf in einem rutsch 1000km mit nem Diesel zu schaffen ohne anzuhalten. Harley Fahrer wollen Vibrationen und JDM Fans wollen Fehlzündungen und Drehzahlen in Begrenzer Nähe.

Sowas wie nen Renault Zoe oder Twizy will auf jeden Fall keine Sau. Auch für 15k€ nicht.

Und das Erlebnis keine Freien Elektrozapfsäulen zu finden und wenn doch mit dem Fahrrad von dort nach hause zu fahren...das will auch keiner. Bräuchte man in der Stadt also Tauschbatterien von der Tanke wie es bei eBikes ja technisch möglich wäre. Oder wir hätten plötzlich alle eigenheime mit Garage und Supercharger. Das wäre natürlich toll.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Supertyp » 06.07.2016, 17:20

Der Verbrennungsmotor wird uns alle überleben. Einfach weil es in der Summe der Eigenschaften keine bessere Antriebstechnologie gibt. Wenn es unbedingt CO2-neutral sein soll - auch das geht mit 100% Biokraftstoffen.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon axel87 » 06.07.2016, 17:44

In Israel hat ein Unternehmer für einige Jahre eine Infrastruktur mit E-Autos und tauschbaren AKkus betrieben. Das geht auf jeden Fall. Hätte natürlich riesige Vorteile, aber auch konstruktionsbedingte Nachteile. Einheitliche Akkusysteme müssten dann her.
Dafür müssten sehr viele Konkurrenten an einem Strang ziehen.

Aus Sicht der (deutschen) Autoindustrie kann ich die Verweigerung zum E-Antrieb durchaus verstehen. Man hat einen sehr guten Ruf mit Motoren und Fahrzeugen in aller Welt. Das etablierte Feld gibt man ungern auf. Mit E-Antrieben werden die Karten neu gemischt. Alles wird einfacher, d.h. in 20 Jahren fahren wir vielleicht alle mit chinesischen Antrieben in Fahrzeugen angepasst an europäische Sicherheits- und Designstandards herum.

Trotzdem... warum wehrt sich die Mehrheit so dagegen? Gerade die Deutschen? "Mein Diesel hat 500 Nm bei 1.200 u/min!" E-Antriebe haben so ein brutales Drehmoment ab Drehzahl 0, dass dir konventionelle Getriebe nur so um die Ohren fliegen würden. Allrad ist viel einfacher umzusetzen, z.B. mit 20% / 80% Leistungsverteilung vorn / hinten oder anders herum. Völlig Rille. Man kann heute in jedes Rad einen E-Motor verbauen, ganz ohne extra Antriebsachsen, Getriebe und Differentiale.

Haha noch etwas.. Krimis müssten sich langsam etwas neues einfallen lassen, weil Durchschneiden der Bremsschläuche allein nicht mehr reichen wird. Im Rekuperationsbetrieb können reine E-Fahrzeuge mittlerweile so stark bremsen, dass die mechanische Bremse nur noch zum Übergang in den Stillstand (<10 km/h) genutzt wird. ...Und gelegentlich, um das Gammeln der Bremsanlage wegen Nichtbenutzung zu verringern (auch ein Problem bei Toyota Hybriden :D )
Zuletzt geändert von axel87 am 06.07.2016, 17:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 06.07.2016, 17:49

Klar: Eine Vereinheitlichung der Akkutechnik, vielleicht automatisierten Austausch von Leihakkus an großen "Tankstellen" ist denkbar. Das Beispiel Israel kannte ich gar nicht, danke!

Und natürlich wird der Verbrennungsmotor in irgendeiner Größenordnung überleben, nur nicht so wie heute. Die beste Antriebstechnologie ist es aber nicht mit seinem enormen Kühlbedarf, der schlechten Energieeffizienz, dem Zwang zu Getriebe, Kupplung, Lichtmaschine, Starter, Zündung, Einspritzung, teils Turbolader, Unmengen Öl, Steuerkette und viel Wartung (Ventilspielkontrolle, Vergasersynchronisation, rostende Tanks, verstopfte Filter, Nebenluft ziehende Schläuche...).
Also das, was vielen von uns Probleme oder auch mal Freude bereitet. Perfekt ist es nicht.
Ich mag Verbenner, aber das ist anerzogen. Wäre ich mit Elektroautos aufgewachsen, würde ich die vielleicht einfach nur stinkig, laut, rappelnd, wartungsintensiv und mit miserabler Leistungsentfaltung gesegnet empfinden.

Klar fehlt ein ansprechendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn man für 7000 Euro nen neuen Twingo bekommt, ist für das gleiche Geld ein Twizy zu teuer. Auch eine Zero ist ja mit 16000 Euro mind. doppelt so teuer wie die Benzinkonkurrenz.
Die einen werden billiger, andere teurer, dann passt das irgendwann schon.

Ich meine, dass sich die Wende hin zum elektrisch betriebenen Verkehr aus den Städten entwickeln wird - dort ist es simpel, überall Steckdosen bereit zu stellen - es muss nur gemacht werden. Supercharger braucht der Städter gar nicht und auch nicht mal mehr Reichweite als heute. Es ist alles egtl. schon fertig.
Für die Fernstrecke werden dann bspw. Brennstoffzellenfahrzeuge oder andere mit synthetischen Brennstoffen betreibbare Verbrenner denkbar, bevor es ein einfaches Akkutauschsystem o.ä. gibt. Das dauert natürlich länger, ist aber unproblematischer, da Vielfahrerfahrzeuge schneller ausgetauscht werden.

Das Abenteuermotorrad kann ich mir im Moment als Elektromotorrad nicht vorstellen, also sowas, womit man von Rosenheim nach Wladiwostok unterwegs mit Kupplungsschaden in der Mongolei steckenbleibt. Und das nicht, weil die Kupplung niemand mehr braucht. ;)
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Callinator » 06.07.2016, 17:52

Also mein nächstes Auto wird definitiv ein reines Elektroauto.
Bin schon auf der Arbeit genug unterschiedliche Fahrzeuge gefahren - da ist inzwischen so viel Serienreife drin, dass ich keine Bedenken habe :)
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Grünman » 06.07.2016, 18:25

E-Verkehr ist für mich leider noch eine Utopie, an die ich momentan nicht so recht glaube. Es ist der Preisfaktor. Selbst heutige E-Fahrzeuge sind, etwas Umgewöhnung und mehr Ladestellen einkalkuliert, vollkommen brauchbar. Gibt's auf der 500km-Reise halt 2-3 Kaffeepausen. Aber nicht für 35k€. Auch nicht für 25k€. Es lohnt sich schlicht nicht und ist für viele Menschen insgesamt auch unerschwinglich. Es will nicht jeder nur für sein Fahrzeug arbeiten gehen, ich gehöre dazu.
Aber wenn es Fahrzeuge mit einer realen Reichweite von 250km für 20k und weniger gibt, da hätte ich auch Interesse dran.
Zu den Akkus: Wechsel dürften nicht praktikabel sein, moderne Batterien für die FZ wiegen 300kg aufwärts. Den Wechsel an der "Tanke" will ich sehen, zudem sie gewichtstechnisch zwischen den Achsen verbaut sind. Ich hatte mal die Idee vom Austausch der Elektrolytflüssigkeit, aber mir fehlt das Hintergrundwissen, weshalb das sehr gut unmöglich sein könnte.
Irgendwann wird aber Li-ion abgelöst, und ich glaube, dann geht's richtig ab.
Klimawandel hin oder her, ich muss keinen Feinstaub+CO2 abblasen, um mich beim Fahren wohlzufühlen. Die Geräuschkulisse übertöne ich im Auto ohnehin durch's Radio, auf dem Mopped hab ich Ohrstöpsel und Wind. Aber da bin ich wohl auch einsam, mit der Ansicht.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 08.09.2016, 14:55

Das Problem sind und bleiben die Akkupreise, der zumindest bei uns hohe Strompreis und die günstigen Benzinpreise. Wenn bei uns die Benzin- und Dieselpreise wieder Richtung 2 Euro gehen und die Strompreise mal stagnieren oder sinken, dann wird das E-Auto natürlich besser. 1KWh lässt sich ja im neuen Teslawerk angeblich für rund 120 Euro herstellen. Wenn ich aber 75KWh für ne gute Reichweite von locker 500km benötige, dann sind das 9000 Euro nur für nen Akku. Dafür bekommt man auch locker zwei komplette Golfs produziert.
Wenn ein solcher Akku nur 1000 Euro kostete, dann wären wir weiter. Aber 9000 in der Herstellung, dazu das restliche Auto für sagen wir 3000 Euro - da kommt das Auto beim Endkunden auch wieder 30.000 und mehr.

Eine weitere Push-Maßnahme wäre ein Diesel-Fahrverbot in Innenstädten. Wird aber wohl erst dann kommen, wenn die Industrie keine Diesel mehr anbietet, bis dahin werden eher über eine neue blaue Plakette ältere Fahrzeuge ausgeschlossen.
Wir hatten ja auf dem FT das Thema und die Umwelthilfe hat mal wieder getestet, diesmal bei egtl. super Bedingungen, weil warm: 36 Modelle, der Schmutzigste ist btw ein Ford, die anderen beiden Fords sind unter den schmutzigsten 7. Das relativiert imho den sogenannten VW-Skandal mal wieder. Am Ende zählt doch, was hinten rauskommt.

[url]http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=3925#download[/url]
Und was hinten rauskommt, lässt sich wohl nur mit höherem Anteil an AdBlue sauberer machen, inzwischen gibt es auch immer mehr Nachfüllmöglichkeiten. An Tankstellen dürfen aber meist nur LKW Adblue tanken, in Kanistern ist das Zeug aber noch richtig teuer und kompliziert. Kein Wunder, dass Autohersteller darauf verzichten wollten und lieber getrickst haben (und es noch tun?).

Wenn dann so ein kleiner Benziner nur 1/100 des gefährlichen Stickstoffdioxid-Schadstoffes eines Euro6 - Diesel im Alltag ausstößt - wie bei der DUH dokumentiert - dann ist das schon extrem.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Stjopa » 08.09.2016, 21:35

Und die Industrie WIRD Diesel anbieten, solange Nachfrage besteht.
In Italien, Frankreich, Spanien, ... sind wohl 90% aller neuen und neueren Kompaktklasse-, Untere-Mittelklasse- und Mittelklasse-Autos Diesel!
Und das Ausland zählt! Mein Benz Shooting Brake bspw. wird beim neuen CLS-Modell nächstes Jahr aus dem Programm genommen, obwohl in Dtl. aktuell mehr als die Hälfte aller verkauften CLS doch Shooting Brakes sind. Aber im Ausland verkauft er sich ueberhaupt nicht.
Zuletzt geändert von Stjopa am 08.09.2016, 21:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 08.09.2016, 23:39

Wenn das Ausland zählt, dann der größte Automarkt der Welt.
Das ist inzwischen China.
Und die Nr. 2, die USA. An die 40 Millionen Neuzulassungen. Deutschland hat 3 Millionen, Frankreich 2 Millionen.
In USA und China hat der Diesel einen Marktanteil von 1-3 Prozent mit krass wenig Perspektive. Der hohe Dieselanteil in Westeuropa ist weltweit ne Ausnahme.
Presi
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