Verkehrswende

Themen die mal nichts mit der CB 500 zu tun haben.

Moderator: Free-sky

Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 09.10.2016, 12:54

"Der Spiegel" hat anscheinend mal Beschlüsse des Bundesrats gelesen.
Hier die Tagesschau-Meldung dazu:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/e-autos-113.html

Und mal die Drucksache des Bundesrates: http://www.bundesrat.de/drs.html?id=387-16%28B%29

Im Grunde genommen gleiche Argumentation wie hier im Thread #1. Im Prinzip kann ja jeder, der das 1x1 beherrscht, ausrechnen, was das Pariser Abkommen für Verbrennungsmotoren im Straßenverkehr bedeutet. Mich wundert nur, wie da so viele in den Kommentaren des Tagesschau-Artikels durcheinanderkommen.
Also: Bis 2050 weitgehend ohne Benzin und Diesel zu verzichten, heißt, die Neuverkäufe schon etwa 20 Jahre vorher auf Alternativen zu lenken. Nicht den Bestand! Bitte immer unterscheiden: Neufahrzeuge versus Bestandsfahrzeuge!
Wie das konkret geschieht, muss dann im Einzelfall durchgekämpft werden. Manche sind für ein Verbot, andere für Abschreckung durch Preis (Steuern auf Betrieb und Benzin) und Innenstadtfahrverbote, mehr Tempolimits etc., um Elektro attraktiver zu machen.

Der Bürger, der damit nicht einverstanden ist, muckt wie immer erst dann auf, wenn es groß in der BLÖD steht, dass Verbrenner bspw. ne Sonderverkaufssteuer bekommen. Da steckt in Zukunft natürlich Verzögerungspotential der Verkehrswende, genauso wie in weiter hinterherhinkender deutscher Automobilindustrie, die solange sie Verbrenner gut absetzen kann, das tun will, aber genauso schnell hinter Verbrennerrestriktionen steht, wenn sie nur noch "emissionsfreie" Fahrzeuge vertreibt. Wir werden sehen, aber der Beschluss des Bundesrats, wohl von allen Ländern unterstützt, ist ein weiterer Baustein auf dem langen Weg der Wende hin zur Abkehr von Benzin und Diesel.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Supertyp » 09.10.2016, 13:36

Das der deutsche Bundesrat das Aus für Verbrennungsmotoren in Europa forcieren will zeigt mal wieder, das wir die einzigen sind die das Geseier um CO2 und Klimawandel wirklich ernst nehmen. Wir können da nur noch auf die Osteuropäer hoffen, das sie uns mit ihren Stimmen aus diesem weiteren Irrsinn retten.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 09.10.2016, 14:18

Supertyp » 09.10.2016, 13:36 hat geschrieben:Das der deutsche Bundesrat das Aus für Verbrennungsmotoren in Europa forcieren will zeigt mal wieder, das wir die einzigen sind die das Geseier um CO2 und Klimawandel wirklich ernst nehmen. Wir können da nur noch auf die Osteuropäer hoffen, das sie uns mit ihren Stimmen aus diesem weiteren Irrsinn retten.

Quatsch, Osteuropäer. Pfff. Die wollen nur ihre Kohle länger nutzen. Deine letzte Hoffnung heißt Donald Trump! :fuckoff:
Als Freund der Verbrenner sollte man aber imho nicht nur darauf hoffen, dass Doofheit regiert.
Unangenehme Wahrheiten kann man natürlich negieren, klar, war und ist immer simples Mittel, aber besser halte ich, den kommenden Wandel mitzugestalten und aktiv zu begleiten.
Heißt für mich, dafür zu werben, dass für Bestandsfahrzeuge das Fahren nicht zu sehr belastet wird. Dass individuelle motorisierte Mobilität leistbar bleiben muss im Sinne der Teilhabe, dass der Wandel ökonomisch (Industrie, Arbeitsplätze) und sozial gestaltet wird. Und das geht einfacher mit frühzeitiger Information und breitem Diskurs über den Wandel. Ansonsten heißt es vielleicht irgendwann, man darf in zwei oder drei Jahren nicht mehr fahren (bzw. nur zu hohen Kosten) und das eigene Fahrzeug verliert den ganzen Wert.

Und da kommt mir bisher zu wenig von der Gesellschaft, die noch kurzsichtiger als die Politik ist.

Btw: das Klimaabkommen von Paris tritt definitiv in Kraft, es haben diese Woche genügend Länder (74, die für 59% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind) ratifiziert. Übrigens auch China, auch die USA, auch die EU, selbst die Osteuropäer. Nicht nur Deutschland, das wäre falsch zu glauben.
Am 04. November tritt es in Kraft und damit ergeben sich Zwänge, wie im Bundesratsbeschluss (s.o.) formuliert.
http://www.br.de/klimawandel/klimaabkommen-paris-protokoll-klimapolitik-klimawandel-102.html (für Supertyp einen Link vom bayerischen Rundfunk. :P )

Ich finde es damit leichter, denn die Verkehrswende ist damit zumindest indirekt beschlossen. Deren Ausgestaltung nicht. Und das finde ich einerseits total spannend, andererseits wundert mich die große Skepsis.
Zuletzt geändert von Presi am 09.10.2016, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Supertyp » 09.10.2016, 15:35

Internationale Verträge kann man auch wieder kündigen, oder auch stillschweigend unterlaufen, wenn es zu sehr weh tut. Und das wird die Mehrheit der Staaten auch tun, das zeigt die Erfahrung bisheriger Abkommen. Nur Deutschland wird sowas natürlich nicht tun. Warum sollte das beim Pariser Klimadingsbums anders sein?
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 09.10.2016, 17:58

Nicht sehr diplomatisch, der Mehrheit der Staatengemeinschaft einfach so den Bruch internationaler Verträge zu unterstellen. :shock:
Ich würde als TE in diesem Thread der Übersicht halber aber gerne nicht nur über internationale Verträge (btw. COP22 in Marrakesch nächsten Monat) und deren Einhaltung oder angebliche Nichteinhaltung und auch nicht so ausgeprägt über den Klimawandel diskutiert sehen, auch wenn das schon im Eingangsstatement kommt, sondern über die Verkehrswende und deren Ausgestaltung.
Wir sind schließlich Motorradforum und da sehe ich gerade beim Motorrad als schnelles Hobbygerät im Gegensatz zum Auto ganz andere Hürden und Probleme. Ich dachte, darüber ließe sich diskutieren.

Grundsätzlich ist das Jahr 2030 ja nicht mehr lange entfernt, dann können wir ja bald sehen, wo die Reise bis dahin hingegangen sein wird. Ich glaube, dass wir schon bis dahin sehr viele Veränderungen haben werden, parteiübergreifend eingeführt, was heute noch von manchen für rein grüne Verkehrspolitik gehalten wird.
Beim Klimaschutz geht es nämlich nicht nur um Glühbirnen, Duschköpfe und Fleischverzichtsappelle und ein paar cm Dämmung an Häusern mehr oder weniger, es werden bei einer völligen Umstellung auf netto null CO2 dickere Bretter gebohrt werden.
Ich hoffe da nicht auf größte Löcher oder schnellstes Bohren, sondern auf sozial verträgliches Bohren, möglichst wenig störend und dass das Brett dabei zusammenhält.

Motorrad: Bisher sehe ich nur Alternativen von Zero Motorcycles oder den BMW-Elektroroller, wie gerade diskutiert: http://www.cb-500.de/viewtopic.php?f=3&p=284781#p284781
Suzukis Motorradkonzeptmodelle mit Brennstoffzelle sind auch schon wieder ein paar Jahre her, der Vectrix wurde eingestellt.

Die abzusehende Verkehrswende scheint noch nicht im Alltag von uns allen angekommen zu sein, ist nicht greifbar und zu abstrakt. Die Verbrenner sind einfach sehr ausgereift und billig, das Öl auch und wir komplett von klein auf an sie gewöhnt. Teils sehr emotional aufgeladen. Die Elektrofahrzeuge sind hingegen bisher zu teuer, die Lade-Infrastruktur schlecht und unausgegoren, als dass sie bisher zumindest im Motorradbau (bei Autos im Luxussegment ist es ja schon anders, wie Tesla beweist, bei Pedelecs und kleinen E-Bikes und E-Rollern teils auch) wirklich konkurrenzfähig wären. Das wird sich allerdings ändern. Dann wird dieser Thread vielleicht auch für andere interessant.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon hanipe » 09.10.2016, 19:00

... wer weiß... bis 2030 ist es noch ein Weilchen... und je nach dem wie sich die allgemeine Weltlage entwickelt... könnte u.U. der Esel wieder eine tragende Rolle im Alltagsverkehr spielen... u. sozusagen das Auto des "Kleinen Mannes" sein ...:roll:
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Gordon Shumway » 11.10.2016, 21:23

nicht diplomatisch, aber da hat er ja schon recht...

Ich denke nur an den Stabilitäts & Wachstumspakt. Interessiert keine Sau.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon moppedrentner » 12.10.2016, 12:20

Wenn ich mir das alles, was hier geschrieben wird, mal so durch den Nischel gehen lasse, dann ist viel Wahrheit drin. Aber leider halt auch viel Theaterdonner und watteweiche Nebelschwaden.
Ich wohne in einem Haus mit 5 Etagen, in der dritten steht mein Bett, vor dem Haus ist Parkverbot, hinter dem Haus ist Wohngrün oder wie man das nennt, da dürfen noch nicht mal die Kinder bissel Ball spielen.
Wie lade ich denn meine Bakterie auf, wenn sie leer ist? Weiß da einer der Verfechter der E - Mobilität einen (wirklich guten!) Rat?

Ein nachdenklicher Hans

P.S.: hanipe, die Lösung mit dem Esel wird wohl für mich auch nichts, der steigt bestimmt nicht die 3 Stockwerke mit mir die Treppe hoch. Und was meine Nachbarn zu dem ständigen iah sagen, mag ich mir auch nicht ausmalen...
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Takeshi » 12.10.2016, 14:44

Auf der einen Seite, an E-Autos oder mit Wasserstoff angetriebene Autos sind ok. Ein Alltagsauto muss leise sein, finde ich. Und das sind sie ja...

Auf der anderen Seite: Elektro-Sportwagen? Motorsport nur noch mit E-Motor? Und das Schlimmste dabei: Elektro-Motorräder? Man, was werde ich den Sound der Verbrenner vermissen, die Vibrationen des Motors, da da sind, weil er läuft... Nix Gänsehaut mehr bei 8Zylindern (oder auch mehr).

Und es sei angemerkt: Erstmal abwarten, da stimme ich zu. Viele Verträge warten heute noch auf Erfüllung...

Das die Umwelt geschützt werden muss, ist klar und steht nicht zur Debatte. Vielleicht ist es ja so, dass nur die Nachrichten an uns weitergeleitet werden, die uns unmittelbar betreffen. Vielleicht stehen noch andere Dinge drin. Aber: Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der europäische private Fahrzeugbestand eine wirkliche Belastung darstellt. Sind es nicht eher (und unter anderem) doch die Massen an Flugzeugen, Schiffen, LKW und vor allem Fabriken der Industrieländer, besonders Entwicklungs- und Schwellenländer, die CO² produzieren?
Ich bin der Meinung, dass man sich unsere Abhängigkeit von der Mobilität zu Nutze machen will, um Geld zu machen. Es stellt sich bei mir kein schlechtes Umwelt-Gewissen ein, wenn ich Auto oder Motorrad fahre, so viel Co² produziert keines meiner Fahrzeuge...
Sicher ist die Masse aller privaten Fahrzeugbesitzer zu betrachten, aber trotzdem...
Ohne Kenntnis von den Einzelheiten des genannten Vertrags zu haben, bleibe ich dabei: KFZ aller Art sind zu vernachlässigen, man sollte sich eher davon lösen, immer mehr und immer billiger Waren produzieren zu wollen, nur um im Überangebot im Laden zu versauern. So müssen entsprechend Flugzeuge, Schiffe und Industrieanlagen weniger oder kein CO² mehr produzieren, um etwas erreichen zu können.
Zuletzt geändert von Takeshi am 12.10.2016, 14:44, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Callinator » 12.10.2016, 20:22

moppedrentner » 12.10.2016, 12:20 hat geschrieben:Wenn ich mir das alles, was hier geschrieben wird, mal so durch den Nischel gehen lasse, dann ist viel Wahrheit drin. Aber leider halt auch viel Theaterdonner und watteweiche Nebelschwaden.
Ich wohne in einem Haus mit 5 Etagen, in der dritten steht mein Bett, vor dem Haus ist Parkverbot, hinter dem Haus ist Wohngrün oder wie man das nennt, da dürfen noch nicht mal die Kinder bissel Ball spielen.
Wie lade ich denn meine Bakterie auf, wenn sie leer ist? Weiß da einer der Verfechter der E - Mobilität einen (wirklich guten!) Rat?

Ein nachdenklicher Hans

P.S.: hanipe, die Lösung mit dem Esel wird wohl für mich auch nichts, der steigt bestimmt nicht die 3 Stockwerke mit mir die Treppe hoch. Und was meine Nachbarn zu dem ständigen iah sagen, mag ich mir auch nicht ausmalen...


Gibt da einige Ideen: Laternenparken/Laden in der Nähe, Batteriewechselsysteme, Laden beim Arbeitgeber...
Im Endeffekt wirds eine Mischung aus vielen Lösungen sein.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Chickenmarkus » 13.10.2016, 08:49

Callinator » 12.10.2016, 20:22 hat geschrieben:Gibt da einige Ideen: Laternenparken/Laden in der Nähe

Die Idee hatte bei den Leipziger (?) Stadtwerken auch schon jemand und schrieb für die Entwicklung eine Masterarbeit aus. Da stand dann ganz schnell fest: Is nich! Das Stromnetz der Laternen ist nicht mal ansatzweise für solche Ladeströme ausgelegt.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 13.10.2016, 18:34

Gordon Shumway » 11.10.2016, 21:23 hat geschrieben:nicht diplomatisch, aber da hat er ja schon recht...

Ich denke nur an den Stabilitäts & Wachstumspakt. Interessiert keine Sau.

Sehe ich komplett anders. Genauso die Schuldenbremse der Bundesländer: Diese Verträge sind Leitbild für Politik, ohne diese Ziele würde ganz sicher anders gewirtschaftet werden. Dass die Ziele nicht immer erreicht werden, manchmal früher, oft später, manchmal gar nicht, ist doch klar.
Die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs wird bis 2050 vermutlich auch schwierig, selbst mit Vollelektrifizierung bleibt ja hinter der Stromgewinnung ein Fragezeichen. Nur um ein Ziel am Tag x zu erreichen, während bspw. noch munter durch die Gegend geflogen wird, wäre es schlimm, der Deutschen Automobilindustrie samt Zulieferern den Markt kaputtzumachen. Sinnvoll ist es aber, ihre Zukunftsfähigkeit zu fördern, denn diese Unternehmen arbeiten sehr kurzsichtig (Quartalszahlen!) und VW oder Daimler liegen weit hinter GM, Hyundai, Tesla oder Nissan. Immerhin will VW wohl 25 Voll-Elektroautos und Mercedes immerhin neun bis 2025 auf den Markt bringen.

Also: Ohne ein solches Ziel wie in Paris vereinbart und in den Klimaschutzplänen der Staaten berücksichtigt, gibt es weniger Handlungszwang. Dann geschieht nichts. Gar nichts. Und irgendwann stehen alle plötzlich auf der Straße. Mal ganz abgesehen von noch drastischeren Klimaveränderungen. Besser?
Und so wie Hans an der Überallverfügbarkeit von Lademöglichkeiten zweifelt (ich tue das auch), zweifelten die Skeptiker vor 120 Jahren daran, dass überall Tankstellen das seltene Benzin in großen Mengen zur Verfügung stellen könnten. Der Markt hat es aber geschafft, weil das Auto besser als das Pferd war. Aber auch nur, weil autogerechte Straßen gebaut wurden. So muss auch jetzt der Staat die Infrastruktur bereitstellen, damit sich das Bessere (Effizienz!) durchsetzen kann.

Thema Skepsis: Ein Staat, der es in 20 Jahren nicht packt, ein Einkaufscenter mit Flugbetrieb bei Berlin in Betrieb zu nehmen, schafft es aber auch nicht, eine Verkehrswende in fünf Jahren durchzuführen. Dafür braucht es Jahrzehnte und geht nur, wenn die richtigen Rahmenbedingungen für ein neues Produkt geschaffen werden. Die Handynetze waren bspw. unglaublich schnell ausgebaut, aber so wie manches Dorf immer noch auf Handynetz oder Breitbandausbau wartet, wird natürlich nicht jeder Dorfacker mit kontaktloser Induktionsladung ausgerüstet werden. Zumal heute noch nicht klar ersichtlich ist, was sich am Ende durchsetzt. Es sieht aber erstmal sehr nach Elektroautos mit fest installierten Akkus aus, weil dieses Akkus inzwischen leicht, haltbar, zuverlässig, kapazitätsstark sind und ein Bruchteil davon kosten, was sie bis etwa 2010 jahrzehntelang gekostet haben. Da lohnt ein ineffizientes Wasserstoff-Brennstoffzellenauto oder ein aufwändiges Akkutauschsystem nur für bestimmte Anwender. Hier spielt auch der Wechsel von Auto besitzen hin zur Mobilitätsleistung einkaufen eine Rolle.

Um mal ein Beispiel zu geben, wo wir bereits heute stehen, das war mir bis vor kurzem gar nicht so klar: GM bringt in einigen Wochen den Chevrolet Bolt / Opel Ampera-e auf den Markt. 60 KWh Kapazität, das reicht nach dem derzeitigen NEFZ-Zyklus für gute 500 km Reichweite (also knapp 12 KWh auf 100km). Nach dem neuen EPA für gut 380km. Also doppelte Kapazität wie der BMW i3, teurer soll er aber wohl nicht werden!
GM spricht selbst von 145 $ Kosten pro KWh für die LG-Akkus. Also 130 €. Macht 7800 Euro für diesen Akku. 2007 hätte der Akku noch etwa 54.000 € gekostet! Heute 7.800!
Bis 2022 soll die KWh laut GM für 100 $, also 90 €, herstellbar sein. Also nochmal 1/3 billiger. Je nach Auto ist wohl 50 - 100 KWh ausreichend, 100 hat heute schon der Tesla S. Wir liegen also 2022 dann immer noch bei 4.500 - 9.000 Euro Akkukosten pro Auto mit alltagstauglicher Reichweite. Immer noch extrem teuer, aber wir sind dann noch 8 Jahre von 2030 weg. Es wird neue Akkutechnologien geben und weitere Entwicklungsschritte. Parallel dazu wird Benzin irgendwann teurer werden und wenn der Punkt erreicht ist, wo ein Elektroauto wirklich günstiger ist, dann geht es rasend schnell. Wie bei den Analogkameras, wie bei den Röhrenfernsehern, wie bei den Wählscheibentelefonen oder zuletzt den nicht smarten Telefonen: Zack, weg. Die Leute bei Agfa, Grundig oder Nokia können da ein Lied von singen.
Aber das ist gefühlt weit weg. Bei den Entwicklungssprüngen ist die momentane Kaufzurückhaltung auch klar: Wer zahlt heute 35.000 Euro, wenn er glaubt, das gleiche Auto gebe es mit besserem Akku in 5 Jahren für 25.000? Aber irgendwann: Zack.

Tesla Supercharger laden wohl nicht mit 135KW, sondern bisher mit 120KW. Dennoch ist da nach ner halben Stunde ein großer, fast leerer Akku fast voll (regelt am Ende runter). Diese Superladegeräte bräuchte es wirklich häufig, damit auch Hans und ich und viele andere ohne eigene Steckdose das Auto mal schnell am Supermarkt (ein Lidl hier in der Nähe hat bereits heute zwar nur 60 KW-Lader, aber immerhin, man fährt zum Einkaufen, lädt auf, perfekt) oder wo auch immer das Auto steht, aufgeladen werden kann.
Klar: Mit normalem Haushaltsstrom dauert das bei den Riesenbatterien länger als ne Nacht.

Dobrindt hat sich ja auch zum Bundesratsbeschluss geäußert, dem sein eigenes Bundesland zugestimmt hat: Er sei gegen Verbote. Dabei geht es dabei nicht um Verbote und das weiß er auch. Der Röhrenfernseher wurde auch nicht verboten, kauft trotzdem keiner mehr.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Gordon Shumway » 14.10.2016, 11:42

Ich picke mir nur was raus, da ich schriftliche langtextdiskussionen immer schwer folgbar empfinde:

Bei den Entwicklungssprüngen ist die momentane Kaufzurückhaltung auch klar: Wer zahlt heute 35.000 Euro, wenn er glaubt, das gleiche Auto gebe es mit besserem Akku in 5 Jahren für 25.000? Aber irgendwann: Zack.

Der primäre Käufer von Neuwagen sind Unternehmen. Der Privatkonsument spielt da nicht immer eine Rolle. gem AfA ist ein PKW über 6 Jahre abschreibbar entsprechend ist die Kaufmännische Entscheidung davon nicht stark beeinflusst das er irgendwann man günstiger wird.

Nur für Unternehmen sind nicht die richtigen Angebote da. Ich kenne keinen E-Transporter (die Post musste ja auch selber bauen) mit dem man viele Handwerker abholen könnte.
Die klassischen Chefs, Consultants und Vertreter dieser Erde dürften eher Reichweitenprobleme haben. Die DIenstreise von München nach Kiel funktioniert dann nicht sehr effizient mit dem DienstKFZ.
Zuletzt geändert von Gordon Shumway am 14.10.2016, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Callinator » 17.10.2016, 19:21

Chickenmarkus » 13.10.2016, 08:49 hat geschrieben:
Callinator » 12.10.2016, 20:22 hat geschrieben:Gibt da einige Ideen: Laternenparken/Laden in der Nähe

Die Idee hatte bei den Leipziger (?) Stadtwerken auch schon jemand und schrieb für die Entwicklung eine Masterarbeit aus. Da stand dann ganz schnell fest: Is nich! Das Stromnetz der Laternen ist nicht mal ansatzweise für solche Ladeströme ausgelegt.


Danke für den Hinweis... Hätte ich so nicht schreiben sollen, ist mir nämlich auch bekannt ;)
Ausführlich hätte es heißen müssen:
Laternen könnte man als Orientierungspunkte wählen, aber ohne neue Anschlüsse aus dem 400V-Netz geht es nicht.

Ein weiterer Punkt ist übrigens, dass die Beleuchtungsnetze in vielen Städten ein exklusives (dünnes) Kabel haben, welches nur unter Spannung ist, wenn es auch tatsächlich leuchten soll... Die Zeitsteuerung/Empfänger sitzen in der Regel nur in Ortsnetzstationen.

Wens interessiert, habe mal ein Bild einer Niederspannungsverteilung einer Ortsnetzstation angehangen.
Schwarzer Kasten oben links mittig ist der Empfänger für die Beleuchtung (an/aus).
Dieser schaltet dann Strom auf die dünnen Käbelchen, welche links unten im Boden verschwinden.
Die drei anderen dicken Kabelbündel rechts davon sind die normalen Kabel, welche von dort in verschiedene Richtungen der Straße gehen (an jedem Kabel hängen dann jeweils mehrere Häuser).
Dateianhänge
Ortsnetzstation 400V-Verteilung.JPG
Zuletzt geändert von Callinator am 17.10.2016, 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Gordon Shumway » 17.10.2016, 22:20

Kabel oder Leitung? *gnihihihi*
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Callinator » 17.10.2016, 22:29

Sind alles Kabel.

Leitungen sind die Dinger, die an den großen Masten hängen (luftisoliert) :)
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Palomino » 19.10.2016, 07:55

Callinator » 17.10.2016, 19:21 hat geschrieben:Die Zeitsteuerung/Empfänger sitzen in der Regel nur in Ortsnetzstationen.


Heist das dann, dass die Beleuchtung von einem zentralen Ort aus geschaltet wird? Oder macht das der Kasten für die jeweilige Straße?
Wir haben es bei Nachtübungen, wenn wir ordentlich Beleuchtung aufgebaut haben, schon geschafft, in einer Straße die Straßenbeleuchtung auszuschalten. Daher dachte ich bisher immer, dass das mit Lichtsensoren an den Lampen gesteuert wird.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon Presi » 19.10.2016, 13:25

Bei den immer noch vielen Gaslaternen in (West-)Berlin wäre die bestehende Lampeninfrastruktur auch eher was für Gas-Autos. ;)

Obwohl es hier mehr um die Antriebstechnik geht: BMW hat eine Studie vorgestellt (Vision Next 100 (years)), hier der Appetithappen mit einer hübschen Dame: https://www.youtube.com/watch?v=oW0ShDRggts
Boxerfreunde freuen sich über den herausfahrbahren Boxer"motor". :D Ansonsten meine Meinung: Ein grässlicher Film, warum die Tante am Ende aufsteht und ins Licht guckt, weiß ich nicht, ich vermute Vitamin D-Mangel.
Das Motorrad selbst ist eine Sammlung toller Ideen: Unfallfreie Fahrt, deshalb auch ohne Helm, selbst stehendes Motorrad, noch zu erfindende Reifentechnologie mit eingebauter Federung/Dämpfung. Etc..

Damit ist ne Vision umgesetzt, die das motorisierte Zweirad mit dem autonomen Verkehr der Zukunft durch Vernetzung in Einklang bringt. Weil ja das aktuelle Motorrad einfach zu viele Störfaktoren für einen autonomen Verkehr mit sich bringt und daher so nicht überleben kann, wenn es zu einem (auf Teilstrecken) voll vernetzten Verkehr kommt.
Für mich aber ne Horrorvorstellung, überwiegend Passagier zu sein. Unfallfreiheit schön und gut (wobei mir da viele Argumente einfallen, warum das nicht geht), aber die Faszination Motorrad ist für mich eben die eigene Kontrolle über das Gefährt, ja, auch mit Fehlern und (erhöhter) Unfallgefahr. Als Passagier kann ich besser Auto fahren.
Will das aber nicht abtun, ich mag solche Zukunftsideen. Auch wenn nur um festzustellen, wie gut wir es noch haben. ;)
Zuletzt geändert von Presi am 19.10.2016, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verkehrswende

Beitragvon chaosracer » 19.10.2016, 16:15

Sie schaut in die Sonne, um die nächsten 150 Jahre voraus zu schauen. :mrgreen:
Einen Helm würde ich ihr dennoch empfehlen- oder fliegen Insekten dann schon mit Gps?
chaosracer
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