Lenkkopflager wechseln

Lenkkopflager wechseln

Beitragvon wil » 14.06.2014, 14:14

Hallo an alle,
Ich musste leider feststellen, dass mein Lenkkopflager langsam aber sicher gewechselt werden will (einrasten). Nun bin ich gerade dabei mich einzuarbeiten, was ich machen muss und alles brauche, damit das Wechseln übern Winter wie geplant klappt. Leider hab ich nur grundlegendes Werkzeug (Wie Schraubendreher) und muss alles andere noch besorgen. Könnt ihr mal bitte drüber gucken und sagen ob ich an alles gedacht hab?

Also erst mal ein neues Lager https://www.louis.de/artikel/lenkkopf-kegelrollenlager-diverse-modelle/10051190?filter_article_number=10051207&ref=cart, nen Gelenk-Hakenschlüssel (35-60mm), Lagerfett, und zum ein/Auspressen diese beiden Werkzeuge: http://www.amazon.de/gp/product/B00IJD7RB0/ref=ox_sc_act_title_3?ie=UTF8&psc=1&smid=A2LMU9PEO6MOV5 und http://www.amazon.de/gp/product/B00ARFMLAK/ref=ox_sc_act_title_5?ie=UTF8&psc=1&smid=A2LMU9PEO6MOV5.

Kombiniert mit ein bisschen Spuke und Zeit dürfte es doch schon alles gewesen sein, oder? Bzw. gehts auch noch einfacher?
Wie immer Danke und Gruß
Wilhelm
wil
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Flyingbrick » 14.06.2014, 19:24

Hallo Wilhelm,

von den genannten Werkzeugen würde ich ausschließlich die Spucke verwenden :D

Die verbauten Lager sind Kugellager, die Zubehörlager haben Kegelrollen. Sie sind sehr fest im Rahmen, weil die Lager Übermaß haben. Raus bekommst Du sie mit einem Lagerring-Innenabzieher: https://www.youtube.com/watch?v=7eY48XVwVN0

Um sie wieder einzusetzen, arbeitest Du mit Temperaturdifferenz. Die Lagerringe legst Du vor Einbau über Nacht in den Gefrierschrank, während Du den Rahmenkopf per Heißluft auf ~200 Grad erwärmst. Mit Handschuhen kannst Du die Ringe dann ohne Kraftaufwand einsetzen.

Den Innenring des Lenkopflagers trenne ich mit der Minitrennscheibe an zwei gegenüber liegenden Stellen fast Durch, dann genügt ein Schlag mit Hammer und Meißel in die Kerbe und der Ring ist ab. Beim Einbau arbeitest Du diesmal umgekehrt: Gabelbrücke ins Gefrierfach, Lagerring auf 200 Grad, Flutsch!

Alles in allem eine Arbeit, die schon etwas Erfahrung braucht. Bitte nicht die rustikale Hammer-und-Schraubendreher-Methode anwenden, das mögen die Lagersitze gar nicht gerne.

Zum Einstellen kannst Du auch den Federbeinschlüssel aus dem Bordwerkzeug verwenden; wenn ich das richtig in Erinnerung habe, passt die Größe.
Zuletzt geändert von Flyingbrick am 14.06.2014, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.
Flyingbrick
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Andy 1960 » 14.06.2014, 19:49

Sehr richtig. Das Gleiche gilt übrigens auch beim Aus/Einbau von Radlagern.
Die Temperatur-Differenz übernimmt quasi fast die ganze Arbeit!

Gruß
Andy
Andy 1960
 
 

Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon wollaa » 15.06.2014, 00:04

Ich find es nur krass
dass
viele User mit 160 oder 190 km/h über die Bahn brettern
selbst einen Schlitz+Kreuzschraubendreher besitzen
und die präziesesten Arbeiten selbst zusammen dengeln.
Passt auf euch auf, wollaa

für Wilhelm :
ein lenkkopflager ist jetzt defekt und
im Winter willst du es ERST wechseln ? Mit welcher Karre fährst du solang ?
Zuletzt geändert von wollaa am 15.06.2014, 00:04, insgesamt 1-mal geändert.
wollaa
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Andy 1960 » 15.06.2014, 02:19

Nun mal nicht so wild!
Ein Lenkkopflager stirbt nicht digital (außer durch Unfall).
Wenn er jetzt leichte "Rastungen" spürt, die in der letzten Saison noch nicht da waren, dann ist das
ein Zeichen zum Erneuern. Aber kein Zeichen, es unbedingt "jetzt sofort" machen zu müssen.
Wenn er doch um das Thema weiß, wird er entsprechend fahren. Und dann reicht der nächste
Winter auch noch. :D :D

Gruß
Andy
Andy 1960
 
 

Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon krautteich » 15.06.2014, 17:22

Ich würde das, wenn's soweit ist, auch gern selbst erledigen.
Kann jemand hinsichtlich der verschiedenen Fabrikate eine
Einbauempfehlung geben? Louis bietet was von Saito an für
runde 40 €, in der Bucht habe ich preiswertere gesehen.
krautteich
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Tamper » 15.06.2014, 17:33

nimm das ding von louis! habe ich auch verbau(en lassen). super gefühl! besser, als beim neumotorrad

und ein lenkkopflager ist ein teil am motorrad, dass ich niemals in der bucht kaufen würde, weil es bei dem teil um dein leben geht, was dran hängt
Tamper
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon wil » 15.06.2014, 17:50

Hey, Danke für die Tipps.
Ich werd mir dann einfach einen Preiswerten Innenabzieher holen. Heißluftföhn und Tiefkühltruhe ist glücklicherweise vorhanden ;)
@Micha: meinst du mit Mini-Trennscheibe? Einen Dremel mit passendem Aufsatz?

Gruß
Wilhelm
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Flyingbrick » 15.06.2014, 21:10

Hallo Wilhelm,
ja, Dremel oder Proxxon. Wichtig: bitte eine gewebeverstärkte Trennscheibe nehmen, die einfachen aus dem Chinakoffer brechen in Sekundenbruchteilen weg. Das aber bitte auch nur beim Innenring des unteren Lagers anwenden, der auf der unteren Gabelbrücke steckt. Die Außenringe ziehst Du heraus. Lenkkopflager sind übrigens auch aus der Bucht okay, so viele Lagerhersteller gibt es nicht und die Genauigkeit ist schon in Ordnung.
Flyingbrick
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon wil » 15.06.2014, 22:04

Hey,
wie immer danke für die Tipps. Ich werd mir demnächst alles besorgen und werde dann im September/Oktober zur Tat schreiten (vorher durchs Studium keine Werkstatt dauerhaft verfügbar). Werde hier dann auch Rückmeldung geben, ob alles geklappt hat.
Hoffentlich muss ich nicht all zu viel Lehrgeld zahlen ;)

Gruß
Wilhelm
wil
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Tamper » 15.06.2014, 22:11

Flyingbrick » 15.06.2014, 21:10 hat geschrieben:Lenkkopflager sind übrigens auch aus der Bucht okay, so viele Lagerhersteller gibt es nicht und die Genauigkeit ist schon in Ordnung.


pardon wusste ich nicht :oops:
Tamper
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Andy 1960 » 15.06.2014, 23:57

Alle Lager aus der Bucht, die der Norm entsprechen, also Norm-Bezeichnungen tragen, sind ok.
Man muss nur wirklich ganz genau gucken, ob die Bezeichnungen wirklich zu 100% stimmen.
Dann kostet z.B. ein Satz Radlager für vorne inkl. Dichtringe weniger als 10€.

Gruß
Andy
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon The Rob » 25.06.2014, 01:58

Bei Lenkkopflagern aus der Bucht darauf achten, dass auch die Staubkappen mit dabei sind - über das Fehlen eben dieser wird manch günstigerer Preis erst möglich, dadurch aber am Ende teurer.
The Rob
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon ThomasausWB » 20.07.2015, 22:14

Weiß jemand, was das wechseln des Lenkkopflagers in der Werkstatt kostet? Nur das ich mal einen Anhaltspunkt habe, muss dann morgen eh telefonieren.

Ich wollte das eigentlich mit (von) einem Forumsmitglied erledigen (lassen), aber terminlich sah es schlecht aus und ob wir das diese Woche noch hinkriegen würden...ich habe nur noch bis Freitag früh Zeit die CB zur Nachuntersuchung zu bringen :(
ThomasausWB
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon DeeJay » 20.07.2015, 22:53

Hab knapp 200€ in einer Honda Werkstatt bezahlt. Ne andere wollte 250€.
DeeJay
 
 

Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon wollaa » 20.07.2015, 23:50

Halbes Fachwissen ist auch etwas Wissen.
Am Rahmen rumflexen hat was, macht nicht jeder......
Warum kaufen Werstätten Nicht bei Polo oder Louis ?
= 80 % Drecksqualität

Es gibt dutzende Präzisions-Lagerhersteller in Deutschland, wenn man weiß wo man suchen soll.
Blechstaubkappen wurden in den 60ger Jahren gebaut, später ein oder beidseitig dichtverschlossen oder natürlich offene für Ölschmierung.

dann ist das
ein Zeichen zum Erneuern. Aber kein Zeichen, es unbedingt "jetzt sofort" machen zu müssen.
Z.B. wechseln nachdem ein kleiner Unfall auf der Landstraße bei 120 oder 140.......

Wenn man weiß was alles falsch laufen kann, weiß man einen guten Mechaniker zuschätzen.
wollaa
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon ijontichy » 21.07.2015, 07:29

wollaa » 20.07.2015, 23:50 hat geschrieben:Halbes Fachwissen ist auch etwas Wissen.
Am Rahmen rumflexen hat was, macht nicht jeder......


Ich glaube du hast das falsch verstanden. Es geht wohl darum, den Innenring des Lagers zu "schwächen", damit er bricht. Das mache ich bei fast jedem Radlager, wenn der Innenring auf der Radnabe verbleibt. Wenn man da den Dreh raus hat und vorsichtig ist, kann rein garnichts passieren. Aber man darf natürlich nicht gleich drei Zentimeter in den lagerring flexen.
Es ist ja nicht so, dass das Lager freiwillig von den Naben schwebt, nur weil es sich in einer Werkstatt befindet ;)

Aber es wundert mich ja allgemein, wie Motorrad-Werkstätten mit ihrer Teilversorgung klar kommen.
Als Auto-Werkstatt haben wir die Möglichkeit, von 3-4 Händlern jeweils dreimal am Tag beliefert zu werden.
Ich bin ja schon froh, dass ich den Ölfilter der CB vom Trost beziehen kann. Allein schon wegen der Marge.
Wenn wir Teile original bestellen müssen, sind da kaum mal 10% drauf. Davon könnten wir auf Dauer nicht leben.
Aber ich habe bisher noch keine professionellen Motorrad-Ersatzteilhändler gefunden.
Ob Louis und Polo nun Mist verkaufen, würde ich doch glatt bezweifeln. Im Zubehör-Markt gibt es sicherlich qualitativ fragwürdige Teile. Aber im Ersatzteil-Bereich konnte ich bisher wenig meckern.
Und ob das Lager jetzt von SNR oder Sachs/SKF kommt, macht keinen Unterschied.
Zuletzt geändert von ijontichy am 21.07.2015, 07:29, insgesamt 1-mal geändert.
ijontichy
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Chickenmarkus » 01.04.2019, 10:42

Flyingbrick » 14.06.2014, 19:24 hat geschrieben:Alles in allem eine Arbeit, die schon etwas Erfahrung braucht. Bitte nicht die rustikale Hammer-und-Schraubendreher-Methode anwenden, das mögen die Lagersitze gar nicht gerne.

Das muss ich nach dem letzten Wochenende noch einmal unterstreichen! Der Wechsel des Lenkkopflagers hat zwischenzeitlich drei Generationen, zusammen mit über 100 Jahren Erfahrung im Metallbau, zur Verzweiflung gebracht.

Flyingbrick » 14.06.2014, 19:24 hat geschrieben:Den Innenring des Lenkopflagers trenne ich mit der Minitrennscheibe an zwei gegenüber liegenden Stellen fast Durch, dann genügt ein Schlag mit Hammer und Meißel in die Kerbe und der Ring ist ab.

Der Dremel arbeitet mit Rotation. Mit der daraus entstehenden Rundung war nicht weit genug in die Ecke zu kommen ohne die Gabelbrücke selbst zu beschädigen. Das in der Kante verbliebene Material war aber mehr als ausreichend um die Schläge mit Hammer und Meißel wegzustecken.
Stattdessen hat sich dieser Lagerinnenring erstaunlich leicht erst mit Meißel zwischen Innenring und Gabelbrücke und später mit Dorn abtreiben lassen.

Beschissener sah es am Rahmenkopf aus. Beide Lagerinnenringe hatten keinerlei Überstand vom Lagersitz und natürlich hatten die Lagersitze auch keine Nut. Das Austreiben mit Hammer und Dorn kann man also vergessen. Der untere Lagersitz ist wenigstens angefast, sodass man prinzipiell mit Innenauszieher o. ä. rankommt. Der obere ist jedoch eben und der Lagerring saß vollkommen bündig drin: Kein kleiner Spalt zwischen Lagerring und Auflage zum Ansetzen des Ausziehers.

Flyingbrick » 14.06.2014, 19:24 hat geschrieben:Um sie wieder einzusetzen, arbeitest Du mit Temperaturdifferenz. Die Lagerringe legst Du vor Einbau über Nacht in den Gefrierschrank, während Du den Rahmenkopf per Heißluft auf ~200 Grad erwärmst. Mit Handschuhen kannst Du die Ringe dann ohne Kraftaufwand einsetzen.

Das hat ebenso nicht wirklich funktioniert. Der kleine Lagerring mit seiner geringen Wärmekapazität war bereits vom großen Rahmenkopf mit seiner hohen Wärmekapazität aufgeheizt bevor er überhaupt gerade ausgerichtet war. Letzten Endes haben wir mit passendem Aufsatz das obere Lager klassisch mit Hammer eingetrieben und das untere in mehreren Anläufen eingezogen.

Das Fazit vom letzten Wochenende: Wäre alles so wie im Lehrbuch und auf diversen Motorradseiten (z. B. Louis) beschrieben, wäre es mit etwas Erfahrung selbst ohne dem passenden Werkzeug gut bewerkstelligbar. Wenn aber irgendetwas davon abweicht - wie u. a. ein bündig abschließendes Lager - wird's auch ganz schnell Kacke.
Da der neue obere Lagerinnenring ebenfalls wieder bündig abschließt, haben wir für uns beschlossen: Geld hin oder her, das nächste Mal darf sich die Werkstatt damit rumärgern! :x:
Chickenmarkus
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon Grim Reaper » 01.04.2019, 14:21

Ich habe mir vor zwei, drei Jahren einen LKL-Montage-Werkzeugsatz gekauft - und bei der Gelegenheit auch gleich einen Austreib-Werkzeug für die Lagerschalen.

Fazit: Im Einkauf waren die Werkzeuge zwar sauteuer - nach mittlerweile vier gewechselten LKL habe ich die gesparten Werkstattkosten aber locker wieder reingeholt. Und mit gescheitem Werkzeug ist das recht schnell erledigt und geht tatsächlich wie aus dem Lehrbuch von der Hand (größere Probleme hatte ich nur einmal, weil Ducati der Meinung ist an der oberen Gabelbrücke eine zusätzlich Klemmschraube einbauen zu müssen, die man mit konventionellem Werkzeug nicht erreichen kann)...
Grim Reaper
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Re: Lenkkopflager wechseln

Beitragvon mischinka » 02.04.2019, 09:17

Hi! Würdest Du verraten, welche Geräte das genau waren bzw. wo man die herbekommt? Danke!
mischinka
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