Ich finde es aber erstmal gut, dass du die CB optisch schätzt. Es war ja egtl. immer eher eine graue Maus, aber das Alter macht aus solchen Fahrzeugen nicht selten begehrte Stücke.
Folgende Kriterien sind mir wichtig:
- Niedrige Sitzposition (habe eine Schrittlänge von 76cm)
- Etwas sportlicher mit guter Schräglagenfreiheit
- Wenig Verbrach (Um die 4-4,5 Liter)
- Beschleunigung sollte nicht schlecht sein
- Um die 50Ps und wenn gebraucht, dann bis 2500€, lieber unter 2000€.
1) Niedrige Sitzposition: Das ist in der Tat gegeben bei der CB500. 775 mm Sitzhöhe, wenn ich nicht irre, und eine schmale Taille, so dass man mit wenig Schrittlänge gut raufpasst. Die aktuelle CB500F bspw. ist da etwas schlechter geeignet. Bei neuen Fahrzeugen ist die Z650 ganz gut, die Ninja 400 nochmals spürbar besser. Die Hondas sind da nicht ganz so gut außer natürlich die Rebel.
Und wo die CBF zur Sprache kam: Auch bei der (500er wie 600er) kommst du recht gut runter, die 600er bei Sitzbankposition ganz niedrig; beide bauen aber etwas breiter.
2) Die CB bietet eine klassische Sitzposition mit tiefem, schmalem Lenker, das kann man durchaus als sportlich ansehen; heutige Nakeds bieten eine aufrechtere, aufgespanntere Position. Beides hat Vor- wie Nachteile, ich schätze beides. Die Schräglagenfreiheit ist speziell bei wenig Gewicht oder mit guten Zubehörfederbeinen wirklich ordentlich, die schmalen Reifen erlauben hohe Kurvengeschwindigkeit bereits bei verhaltener Schräglage. Nachlauf wie LKW sind eher stabilitätsorientiert. Im Gegensatz zur CBF 600(fahre auch eine) ist die CB wesentlich handlicher, sportlicher - man wirft sie nur so von links nach rechts, während eine F wie auf Schienen läuft, aber eben auch unhandlich wie ein ICE ist (im Vergleich!). Stabilität UND Handlichkeit haste dann wieder bspw. bei der Z650 - eine Kollegin hat seit Mai eine brandneue und ist hin und weg. Die fuhr vorher ER-6 und merkt das Mindergewicht der Z deutlich.
3) Bei meiner magerer Vergaserabstimmung überhaupt kein Problem. Für einen alten Vergasermotor sparsam. Sparsamer als meine Einspritzer-CBF (außer auf Autobahnen, in der Stadt aber 1-1,5 Liter weniger).
4) Ich finde die Leistung genau richtig. Vielleicht nicht vollbeladen am Stilfser Joch, aber doch für Stadt und Land. Es ist immer genug Leistung da, ohne dass man sich im Kolonnenverkehr gleich zu Tode langweilt oder ständig im Fahrverbotsbereich unterwegs ist. Eine CBF600 hat erst bei Drehen wirklich mehr Leistung, eine kräftigere Zweizylindermaschine wie SV/ER(Z)/MT hat aber gefühlt untenrum schon deutlich mehr Leistung. Am Ende macht mir jede Leistung Spaß. Wem es auch so geht, wird mit der CB keine Probleme haben.
5) Das ist kein Problem. Es sollte aber ein gepflegtes bzw. gut funktionierendes Exemplar sein.
Denn eins ist klar: Mit der CB, die nun in ihr 30. Jahr kommt, erwirbt man eben ein altes Motorrad mit all den möglichen Problemen. Ich habe bspw. in 2020 neue Ansaugstutzen verbaut, weil die alten steinhart waren. Das wird dir überall begegnen. Da ist allein ein Vergaserausbau Schwerstarbeit. Wer blind irgendein Stehzeug kauft, in Kopf die legendäre Zuverlässigkeit, kann auch schnell ein Groschengrab erwerben, weil man eine nie endende Baustelle hat.
Ich mag die CB und sie ist - wenn sie technisch in Ordnung ist - immer noch ein hervorragendes Anfängermotorrad mit dem (inzwischen) gewissen Etwas. Auch die ABS-lose Bremse muss nicht schrecken.
Aber als Anfänger würde ich mir heute kein so altes Motorrad mehr kaufen, sondern eher im Alter um die zehn Jahre rum. Eine Gladius oder späte SV650. Eine ER-6. Vielleicht wirklich die aktuelle CB500F ab 2013, wenn man die günstig bekommt. Man sitzt nen Tick höher, aber die fährt sich noch einfacher. Oder: Zieh mal an der Kupplung einer gut abgehangenen CB500 alt und dann an einer Ninja 400, das sind Welten!
Also: Abraten nein, aber bitte bewusst machen, dass alte Ladys morgens länger im Bad brauchen und man ab und an mal ein wenig herumdoktorn muss, damit alles weiterhin gut läuft.