Schließlich kamen die magischen Worte "Wenn du Bock hast kannst du ne Probefahrt machen"
Er ging zum Chef, fragte nach nem Probefahrtvertrag und kam etwas geduckt wieder. Weil Sonntag, wäre eine gewerbliche Probefahrt nicht möglich. Zur Entschuldigung bekam ich einen Gutschein für eine kostenlose Probefahrt mit der R1.
Einen tag später, Montag morgen. Yannic steht vorm Yamaha-Händler
Mein Ziel für den Tag ist ein langjähriger Traum. Ich will in den 186 Meilen Klub, sprich mit einem Motorrad über 300 Km/h gefahren sein.Der Verkäufer erklärt mir die Elektronik und wie ich das Motormanagement ändere. Wheeliekontrolle, Quickshifter, Abs und Traktionskontrolle kenn ich alles schon von der BMW S1000RR. Launch Control und Pit Speed Limiter hat Vaters BMW ebenfalls, hab ich aber beides noch nicht ausprobiert und auch für eine Probefahrt sind diese Funktionen nicht weiter wichtig. Nach dem Briefing grinst mich der Verkäufer an und sagt "Viel Spaß
"Es geht los, nach einer letzten Zigarette zur Beruhigung steige ich auf vollgetankte 199 Kg und starte den 200 Ps Motor. Man sitzt extrem Vorderrad-orientiert. Die Arme gehen fast gerade nach unten zum M-Lenker. Die R1 wirkt beim drauf sitzen auf einmal sehr überschaubar, kompakt.. fast niedlich. Böse Falle! Ich fahre los, schalte einmal hoch und trotz nur 2 mm am Gasgriff bin ich direkt auf 90 Km/h in der Stadt. Erstmal wieder bremsen
. Der Crossplane-Motor klingt fantastisch. Nicht wie im fernsehen, da mag ich den Klang nicht so. Wirklich toll. Und auf hohen Drehzahlen nie richtig angestrengt, schenkt vertrauen. Ich finde keinen Anlass, den Serienpott wechseln zu wollen und das habe ich glaube ich vorher bei noch keinem Motorrad gesagt.Es geht Richtung Stadtgrenze.. endlich Autobahn. An der letzten Ampel ändere ich das Motormanagement und Traktionskontrolle von "Prinzessin Lillifee, es ist ein wenig nass und eigentlich könnt's auch ne R6 sein" auf "Dope - Die Motherfucker Die"
Die ersten Km ist viel los, doch auf einmal ist die Autobahn so gut wie frei.. ich teste an. 2. Gang bei 120 Sachen und dann Vollgas. Die Yamaha knallt nach vorne, als wäre es ein Raketenantrieb. Die Wheeliekontrolle arbeitet perfekt. Auch über Bodenwellen hinweg hält sie bei Vollast das Vorderrad nur 10-20 cm überm Boden. Während ich das denke, ist die 200er Marke längst passé. Bei 240-250 halte ich inne, weil mir die Bahn für mehr zu voll ist. "WOW, Wahnsinn" schreie ich unterm Helm. Ich rolle mit 240 die Straße entlang und bin tiefen entspannt. Obwohl ich aufrecht sitze und nicht hinter der verkleidung versteckt bin, fühlt es sich an wie 160-170 auf meiner Hornet, oder 120-130 auf der CB500. Das Fahrwerk ist geradezu gelangweilt und der Motor auf 1/3 Gas.
Autobahnkreuz A46 bei Jüchen auf die A540, welche breit, gut und leer ist. Ich lass sofort fliegen und da ist es.. Die 300er Marke
es ist genauso, wie es immer beschrieben wird. Man hat einen enormen Tunnelblick, der Winddruck ist sehr! extrem und die Geschwindkeit fühlt sich nach 400 an, weil man dachte, 250 zumindest kenne man ja. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Ich fahre die 2. Abfahrt runter. Endlich Land, endlich Kurven. Vorher eine rauchen. Meine Beine sind verkrampft, mein Adrenalinspiegel ist.. sehr hoch. Beim rauchen stelle ich mit Blick auf mein in der Jackentasche mitgenommenes TomTom fest, dass ich nicht nur die Tacho 299+ gefahren bin, sondern ich GPS-gemessene echte 306 drauf hatte 
Kippe ist aufgeraucht, weiter! Ich fahre einige Kurven, schnellere und langsamere. Das Fahrwerk natürlich sehr hart, aber sehr perfekt. Macht Laune. Ultrapräzise Linie. Aber die Yamaha schenkt einem nichts. Man muss arbeiten, konzentriert sein, aber dafür bekommt man alles von ihr. Mitnichten etwas für Anfänger! Ich finds geil. Schnell halte ich in einem Dorf und spreche 2 Männer an, ob sie schnell ein paar Fotos schießen können. Klar, sagt einer der beiden. Anschließend fragt er mich ganz aufgeregt, ob ich auch ein, zwei von ihm machen kann, weil sein Kumpel Marc Marquess Fan ist und er selber Rossi anfeuert und seinen Kumpel ärgern will. Mit drei Fotos in der Tasche steigt er grinsend von der R1 und ich fahre wieder Richtung Neuss.
Auf der A46 taucht auf einmal ein Audi RS6 hinter mir auf und drängelt auffällig. Ich bei 170 auf der linken Spur fahre rechts rüber und schalte schon mal in den 4. Gang. Er überholt mit röhrendem Motorgeräusch und ich häng mich hinten dran. Bei 230 wechselt er auf die rechte Spur und ich geb der Yamaha das Angriffs-Kommando. Mit freude springt sie aufs Hinterrad und donnert an dem RS6 vorbei, als hätte er die Automatik auf parken gestellt. In Neuss angekommen tanke ich die Maschine voll und stelle sie beim Händler ab. Nach 20 Minuten mit dem Verkäufer reden und einige Zigaretten später fahre ich mit meiner Hornet nach hause. Ein ziemlich perfekter Montag!
Wer sich das nach meinem Text alles noch nicht vorstellen kann, hier 2 Links:
Yamaha R1 0-299
und bezüglich bei über 200 aufs Hinterrad springen ab Minute 1:54 --> Wheelie bei 210
