"Bastlerfahrzeug" und Brandschaden

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Moderator: Free-sky

"Bastlerfahrzeug" und Brandschaden

Beitragvon axel87 » 01.07.2016, 14:45

Hallo liebe CB'ler,

Das Thema landet im Off-Topic, weil es nicht um eine CB geht, sondern um einen kleinen, aber feinen Roller der Marke Aprilia.

Die Vorgeschichte:
Es geht um einen Aprilia SR 50 DiTech (2-Takt, Einspritzer), oder eigentlich zwei davon. :) Ich besitze seit 9 Jahren so einen als Teilespender, den ich 2009 von einem Studenten quasi für lau bekommen habe (ja, mit Kaufvertrag und Papieren etc. :) ). Teilespender, weil er bei ihm schon Jahre stand und bei mir nie so richtig lief, trotz vieler Schrauberstunden.

Nun habe ich ein super Bastlerfahrzeug über Mobile bekommen, das äußerlich (Vekrleidung, Rahmen, Gabel usw.) in einem top Zustand ist, trotz 14 Jahren auf dem Buckel. Papiere sind dabei. Super, das ist also mein neuer "Teileempfänger".

Meine Hoffnung war also: Kiste kaufen, ein paar Teile tauschen und los gehts.
Tja Pustekuchen.
Dass der Roller nicht startet, wurde so im Verkaufstext beschrieben. Weiterhin im Text: "unverbastelt, definitiv original."
OK, dass hier und da ein paar Schrauben fehlen und an einigen Stellen Werkzeugspuren zu sehen sind, ist mir schon beim Kauf vor Ort aufgefallen. Allerdings fiel mir zuhause als erstes auf, dass insgesamt mindestens 20 Schrauben fehlen. Einige Verkleidungsteile wurden garnicht verschraubt, sondern hingen einfach nur halbwegs an Ort und Stelle. OK, kein Thema, hab ich alles da.
Erster Startversuch, Motor dreht, klingt eigentlich ganz gut, leichte Zündversuche aber er startet nicht. Alles wie erwartet. Fehlerspeicher ausgelesen. Oh gott über 10 Fehler. Dann ging es ans Eingemachte...

Zunächst Zylinderkompression messen... Vollgas, *orgelorgel* 2...3............4 bar. Urks. :x:

Verkleidung runter und ein Knacken war zu hören, weil mein Kiefer gefühlt 10cm tiefer im biologischer Maximalauslenkung einrastete. Ca. 15-20 Drähte des Kabelbaums wurden aufgetrennt und mit Lüsterklemmen neu verschraubt. Scheinbar aber korrekt verdrahtet, weil nach löschen des Fehlerspeichers und Startversuch keine Fehler mehr angezeigt wurden. hmm. nach erstem Schock etwas Hoffnung in Sicht? :blink:

OK, schauen wir doch ein mal, warum hier so viele Kabel neu gebastelt wurden... So richtig Sinn mag es nicht ergeben?! Irgendwo aufgetrennt, neue Kabel dazwischen geklemmt. Aber waru.......... :shock: :shock: Angesengte Stellen am original Kabelbaum und ein großes verzogenes, angeschmolzenes Stück Plastik über der Einspritzeinheit waren zu sehen. Die Kiste hat mal gebrannt. Deswegen auch die Kabelstücken, die mitten drin ersetzt werden mussten. :blink:

Zu guter letzt aber noch entwarnung. Nachdem ich mit viel WD40 und gefühlvoller Gewalt die knackenden Zylinderkopfmuttern herunterschrauben konnte, war wenigstens noch der originalzylinder und Kolben verbaut. Den Zylinderkopf haben Sie aber versaut, dank tiefer Kratzer. Zum Glück habe ich einen guten da, der mir nach erstem Anschrauben und Abdichten (man muss ja vom schlimmsten ausgehen hier....) immerhin 7,5 bar Kompression bescherte.

Also ich stehe hier jetzt an einem merkwürdigen Punkt. Einerseits ist der Roller von der Basis her wirklich klasse. Aber das Inserat ist einfach ein schlechter Witz. Einen Brandschaden zu verschweigen, genauso wie zerfetzte Kabelbäume, geschmolzene Einspritzdüsen und pfusch beim Motor-Überholen. Keine Ahnung, ob das Wort "Bastlerfahrzeug" sowas ohne weitere Kommentare abdeckt...

€dit:
Ich schreibe das übrigens bei euch und nicht bei den einschlägigen Foren, weil ich das Gefühl habe, dass der Roller mit kurzfristigen Infos von dort "zerpfuscht" wurde. und der Verkäufer ggf. mitliest. Nur Internet ohne Geschick macht halt auch noch keinen guten Schrauber. Außerdem seid ihr das bisher Bodenständigste Fahrzeug-Forum, das ich kenne. :-)
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Re: "Bastlerfahrzeug" und Brandschaden

Beitragvon Gordon Shumway » 01.07.2016, 19:48

naja musst du für dich entscheiden. Ob es dir es Wert ist ggf. zwei teilespender und keinen teilempfänger mehr zu haben oder nicht. Da wird dir auch niemand was konkretes zu raten können.

Da du nun aber schon aktiv dran rumgeschraubt hast, hoffe ich einfach, dass du davon viele fotos gemacht hast. Sonst würde ich an Verkäufers stelle behaupten: "Hey das war so nicht als ich ihm die Kiste gegeben habe"
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Re: "Bastlerfahrzeug" und Brandschaden

Beitragvon Flyingbrick » 01.07.2016, 20:57

Solche und ähnliche Erfahrungen habe ich zuletzt 2012 gemacht, als Anni 15 wurde, davor schon einmal Anfang des Jahrtausends, als Renata Roller fahren wollte.

Sagen wir so: jedes Mal haben wir ein Dutzend Roller inspiziert und nicht einen einzigen gefunden, der die Bezeichnung Kernschrott nicht verdiente. Roller werden von Leuten gefahren, die nicht fahren können, an ihnen schrauben Leute, die es lassen sollten und die Werkstätten nur betreten, um den Stage IV Tuningkit mit Variomatikrollen zu kaufen. Ein Roller stürzt das erste Mal auf dem Weg vom Laden nach Hause und die Spuren davon wie von allen anderen Stürzen werden nie behoben -wenn doch, dann mit Panzerband und mattschwarzer Sprühdose.

Sofort nach Kauf wird ein 15jähriger befragt, wie man denn die Kiste schneller machen kann und der kriegt dann auch gleich den Auftrag erteilt. Unabhängig von Laufleistung und Alter sind die Plastikteile gebrochen, sowohl quer durch als auch an den Befestigungspunkten der Blechschrauben, die natürlich fehlen. Roller stehen draußen bei jedem Wetter und wenn die Sitzbank aufreißt, kommt eine Einkaufstüte drüber. Dank Edeltuning vibriert Dir die Variomatik die Plomben raus und zum Beweis, dass der Fahrer echt cool ist, sägt man das Schutzblech weg und nietet das Versicherungskennzeichen irgendwo an die Triebsatzschwinge.

Tatsächlich haben wir seit 2000 oder so einen MBK Ovetto alias Yamaha Neo's. Der fährt solide 55, stammt aus Altherrenbesitz und hat auch nur sachte Lackschäden davon getragen. Unser Plan, Anni einen anderen, zusätzlichen Roller (im Preissegment zwischen 500 und 1000 Euro!) zu kaufen, womöglich noch mit 25er Drossel, scheiterte kläglich, da kein Roller auch nur ansatzweise fahrbereit war. So habe ich dann "Opa Ovetto" wieder auf Vordermann gebracht, den wir heute noch haben. Und, ganz ehrlich: ich möchte nie wieder los müssen und mit solchen Vögeln wie denen, die uns Roller anboten, diskutieren müssen. Das gebe ich mir kein weiteres Mal im Leben.
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Re: "Bastlerfahrzeug" und Brandschaden

Beitragvon axel87 » 04.07.2016, 12:56

Ich danke euch für eure Denkanstöße. Das war für mich der erste Fahrzeugkauf, wo Verkaufstext und persönliche Untehrhaltung mit dem Verkäufer völlig am tatsächlichen IST-Zustand des Fahrzeugs vorbei gingen. Aber wie Flyingbrick schon schrieb.. An Rollern schraubt echt jeder herum.

Mittlerweile habe ich das schlimmste reparieren können. Es hat sich nun doch zum Guten gewendet. Der Roller läuft! Sogar sehr gut auf den ersten Blick. :up:

Den Rest werde ich nach und nach beseitigen bzw. die Kabel mit einem gebrauchten Kabelbaum ordentlich verlöten. :up:
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