Motortausch an einer PC26

Motortausch an einer PC26

Beitragvon Pfälzer » 21.05.2018, 16:52

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Moin, ich bin neu hier und wollte einfach mal die Gelegenheit nutzen um eine etwas größere Operation mit euch zu teilen:


Aufgrund eines Getriebeschadens und der knappen Zeit der Werkstatt zum Saisonbeginn, musste ich den Motor Meiner CB 500 selbst tauschen.
Hier eine Zusammenfassung für Interessierte und für mich selbst.

Das Problem äußerte sich durch lautes, spürbares Klopfen unter Last aus dem Getriebekasten, was in jedem Gang vorhanden war. Der Meister vermutete eine
verzogene Getriebewelle, wodurch der Kupplungskorb nun auf den Getriebedeckel schlug. Nach einer Testfahrt bestätigte er seinen Verdacht. Trotz Ruf der
Unzerstörbarkeit war der Motor mit 35500km wohl ein wirtschaftlicher Totalschaden.

Als allererstes habe ich die vorderen Verkleidungen und den Tank demontiert, dann Öl und Kühlmittel abgelassen. Danach wurden die Vergaserwannen geleert und damit begonnen den Luftfilterkasten zu lösen. Dieser blieb noch an Ort und Stelle, da nach vorn der Vergaser und nach Hinten das Batteriefach im Weg war. Also als nächstes sämtliche Kühlschläuche entfernen (vorsicht, meistens läuft noch jede Menge Suppe raus). Die Schellen vom Luftfilterkasten zum Vergaser hatte ich schon geöffnet, nun noch das Paar vom Vergaser auf die Ansaugstutzen (die in Fahrtrichtung hinteren, damit die ASS noch am Zylinder halten). Nun war der Vergaser schon recht frei, noch die Ablaufschläuche und den Unterdruckschlauch herausgezogen um mit dem Spaß zu beginnen: Luftfilterkasten so weit es geht nach hinten Richtung Batteriefach ziehen, bis er sich vom Vergaser trennt, jetzt den Vergaser aus den ASS ziehen (Bemerkung des Meisters: "Scheißarbeit, wa?"). Nach einem Schweißausbruch war der Vergaser frei, Züge demontiert und Vergaser zur Seite gestellt. Endlich war die Airbox fällig, dazu habe ich den unteren Teil nach vorn aus der Rast gezogen und so lange gedreht und gewendet, bis sie raus war. Im Weiteren hatte ich noch diverse Stecker und Sensoren (Wassertemperatur, Zündkabel, Drehzahl etc.) herausgezogen, in der Hoffnung wieder zu erkennen wo diese denn nochmal saßen. Der Wasserkühler musste entfernt werden, um an den Krümmer zu kommen. Am Kühler hing noch eine Matte, die per Kabelbinder am Rahmen fest war, Funktion ist wohl Schutz gegen Witterung für Zündspulen und Thermostatgehäuse. Die hatte ich einfach am Kühler hängen lassen. Weiter gings am unteren Ende des Motors. Krümmer vom Zylinder, dann den Endschalldämpfer von der hinteren Fußraste gelöst. Zuletzt noch die Schelle am Krümmer zwischen Getriebedeckel und Rahmen, so war es möglich den kompletten Auspuff im Ganzen zu demontieren, ohne ESD von Krümmer trennen zu müssen. Zuletzt den Kupplungszug, Ritzelabdeckung, Ritzel und Seitenrahmen entfernen, dann war der Motor frei. Die Kette musste
eigentlich nur etwas nach hinten aus dem Weg gezogen werden. Habe dann den alten Motor mit Holzlatten unterbaut, die Bolzen gelöst, entfernt und die herausgefallenen Hülsen dahin unter die Maschine gelegt, wo sie auch rausgefallen sind. Als nächstes habe ich den Anlassermotor und die ASS ausgebaut, den Motor zur Seite gehieft und ihm seiner Zündkerzen beraubt. Diese Teile wollte ich weiterverwenden und habe sie direkt am neuen Motor angebracht.
Am neuen Motor (31000km) fehlte der rechte "Standfuß", was es unmöglich mache ihn vernünftig zur Montage zu platzieren, also wurde der Linke kurzerhand auch abgeschlagen um wieder eine ebene Standfläche zu haben. Dann wurde die Motoraufhängung und der Seitenrahmen eingebaut und auf Drehmoment gebracht (hier war die Anzugsmoment-Tabelle aus dem Forum hilfreich). Als letzte Amtshandlung wurde noch der Anlassermotor gut gefettet eingebaut. Bis hierhin sind ca 6 Stunden vergangen, Feierabend fürs Erste.

Gut koffeiniert und motiviert montierte ich am nächsten Tag weiter. Erwähnenswert ist die falsche Verkabelung (Masse/Zündplus) des Anlassermotors meinerseits durch mangelnde Konzentration und Erfahrung. Ansonsten machte noch ein Stehbolzen des Krümmers Probleme, da völlig vergammelt, wurde ersetzt. Auch den Wassertemperatursensor konnte ich nicht auf Anhieb unterbringen, da ich nicht mehr wusste wo er hingehört (ans Thermostatgehäuse in Fahrtrichtung).
Nach weiteren 6 Stunden war nun Alles wieder nach bestem Wissen und Gewissen verbaut, Betriebsmittel eingefüllt. Die Gute sprang nach zwei Sekunden an, als ob Garnichts gewesen war.

In Summe habe ich also ca 12 Stunden, 300€ für den Motor und etwa 50€ für Krümmerdichtungen, Öl und Kühlwasser aufwenden müssen um die Maschine wieder auf die Straße zu bringen. Kann gut sein, dass die Experten unter Euch die Arme überm Kopf zusammenschlagen und man hier und da die Vorgehensweise wohl besser machen kann. Zu erwähnen ist aber, dass ich bis dahin kaum bedeutende Schraubererfahrung hatte und das Ganze durch eine ruhige, (möglichst) systematische Herangehensweise und ein zweites Paar Augen mit der nötigen Ahnung trotzdem funktioniert hat. Im Nachhinein hätte man noch gleich das Ventilspiel am neuen Motor kontrollieren können, was aber im Eifer des Gefechts untergegangen ist.

Zur Zeit habe ich ungefähr 1000km mit dem frischen Motor zurückgelegt (hielt ihn immer zwischen 3000 und 5000 U/min), werde jetzt Öl nachfüllen und ihn dann endlich auch etwas höher drehen lassen. Gefühlsmäßig geht er etwas souveräner als der Alte, obwohl beide Motoren PC26 Motoren sind und nichts an den Vergasereinstellungen verändert wurde. Vielleicht ist es auch nur meine Euphorie endlich wieder CB zu fahren :mrgreen: .
Freu mich über Anmerkungen und wenn es dem Einen oder Anderen weiterhilft!
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon wollaa » 21.05.2018, 19:43

Hat doch gut geklappt
und die Elektriktrik ließ sich auch korrigieren nach deinem Patzer.
Kabelanschlüsse die zu verwechseln wären (sind nicht viele ) umwickele ich wie ein Fähnchen mit Papiertesa
und beschrifte es. Als ich meine erste CB 5 schlachten musste , unverschuldeter Totalschaden ähnlich Takeshi,
hatte ich den Luftfilterkasten nach dem Motoausbau-mit Anlaser nach hinten ausgebaut.
Ein Gebrauchtmotor muss man nicht noch einfahren, Nur ein kalter Motor brauch ca. 12 Min.
um auf Temperatur zu kommen. Sonst sind hohe Drehzahlen für jeden motor Gift.
Alles Gute Wolfgang

Möchte ich iNicht missen :
http://gasgriffsalat.com/2016/05/05/aus ... essgeraet/
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon Pfälzer » 21.05.2018, 22:46

Danke für deine Gedanken. Der Austauschmotor stand vorher gute 5 Jahre, ich vertraue da meinem Meister, wenn er mir empfiehlt die ersten 1000km langsam anzugehen. In jedem Fall wird es wohl nicht geschadet haben, ob nötig oder nicht. Der Tipp mit den Fähnchen für die Kabel ist wirklich gut, werde ich mir merken und so umsetzen, dankeschön!

Beste Grüße
Pfälzer
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon Wormser » 23.05.2018, 14:17

Was ist ein "Standfuss" ? Vielleicht ein Bild?
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon gumic » 23.05.2018, 17:08

Füße sind normalerweise etwas, worauf etwas steht.
Also meint er vermutlich die 4 Füße, von denen es 4 St. an der Unterseite des Motor gibt.

Im WIKI sehr schön zu sehen, 3 St.:

http://www.cb500-wiki.de/doku.php?id=mo ... otor:index
Zuletzt geändert von gumic am 23.05.2018, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon Wormser » 23.05.2018, 19:51

gumic » 23.05.2018, 17:08 hat geschrieben:Füße sind normalerweise etwas, worauf etwas steht.
Also meint er vermutlich die 4 Füße, von denen es 4 St. an der Unterseite des Motor gibt.

Im WIKI sehr schön zu sehen, 3 St.:

http://www.cb500-wiki.de/doku.php?id=mo ... otor:index


Ah, jetzt ja.Aber wenn auf einer Seite ein oder zwei Füsse fehlen , hätte man doch auch ein Brett unterlegen können zum geradestellen?
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Re: Motortausch an einer PC26

Beitragvon gumic » 23.05.2018, 21:45

Tja, hätte, wäre, wenn. Am Einfachsten war wohl die angegebene Vorgehensweise.
Zuletzt geändert von gumic am 23.05.2018, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
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