Moralische Zwickmühle

Benzingespräche rund um das Motorrad und das Motorradfahren. Bitte keine technischen Probleme hier posten.

Moralische Zwickmühle

Beitragvon Tron » 23.03.2017, 17:03

Hallo zusammen,

ich brauch mal Hilfe von euch bzw. von denen unter euch die in der gleiche oder in einer ähnlichen Lage waren.

Es geht um folgendes.

Mein Sohn kam in den letzten Tagen zu mir und meinte er würde gerne Roller fahren.

Tja, der Papa ist seit gut 14 Jahren auf zwei Rädern unterwegs ... Nur hatte Papa auch bis dato 4 Unfälle die zwar alle relativ glimpflich abgelaufen sind, aber der letzte Unfall hat Papa dann noch echt mitgenommen.
Nun ja, so richtig konnte ich meinen Unfall immer noch nicht verarbeiten und der Gedanke, dass meinem Sohn etwas passieren könnte bringt mich gerade ziemlich aus dem Lot.
Nur, wie soll ich ihm den verbieten Roller zu fahren, wenn meine Motorrad immer noch unten vor der Tür steht und ich, jetzt wo das wetter wieder schöner wird, den Gedanken haben, wie schön es doch war auf dem Motorrad zu fahren und wie viel Spaß ich hatte ... :oops:

Nur auf der anderen Seite ... Früher hab ich den jungs immer vom Motorrafahren geschwärmt und auch schon von gemeinsamen Touren geträumt ...

An die Eltern unter euch, deren Kinder auch auf zwei Rädern unterwegs sind. Wie verarbeitet ihr es? Wie kommt ihr mit den Gedanken klar, dass doch immer was passieren könnte?

Bin gerade ziemlich durcheinander.

Mit besten Grüßen
Ufuk
Tron
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Grim Reaper » 23.03.2017, 17:39

Ich bin zwar kein Vater, dafür aber Motorradfahrer: Du hast Deine Kinder, wie Du schon schreibst, motiviert und angespornt. Jetzt das Gegenteil zu postulieren halte ich für wenig sinnvoll. Zum anderen hast Du jetzt die Möglichkeit sie von Anfang an zu begleiten, zu beraten und die ersten Schritte bzw. Meter mitzugehen, Ihnen und Dir mehr Sicherheit zu geben. Außerdem fangen sie ja in den unteren Klassen an. Klar kann auch in diesen Leistungs- / Geschwindigkeitsklassen was passieren, aber die Risiken sind etwas überschaubarer. Zudem können sie mit 18 ohnehin auch ohne Dein Einverständnis / Deine Begleitung einen A-Schein machen, wenn sie denn wirklich wollen.

Etwas ähnliches erlebe ich momentan bei einer Kollegin: Ihr ältester Sohn hat gerade den 125er-Schein gemacht, allerdings kann sie ihn nicht begleiten und ist dadurch permanent in Sorge und Ungewissheit. Du hättest diese Möglichkeit...
Grim Reaper
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon moppedrentner » 23.03.2017, 17:40

Hallo Ufuk,
eine Situation, die mir nur zu gut bekannt ist! Zwar hat mein Junior nichts mit zwei Rädern am Hut, aber vom 18. an mit vieren...
Du wirst Deinen Jungen kaum davon abhalten können, Motorrad zu fahren. Ebenso konnte ich meinen nicht abhalten, Auto zu fahren. Dazu gehörte eben auch, dass die Eltern meist erst einige Zeit danach von abgerissener Hinterachse, demolierter Front und abgerolltem VW erfahren haben. Zum Glück ist unserem Jungen dabei nie etweas gesundheitliches passiert. Im Gegensatz dazu hat er sich zweimal gemein mit dem Fahrrad hingeschmissen, mit Krankenhaus usw.
Zum anderen lebtest Du ihm ja Motorradbegeisterung praktisch vor! Du wirst nicht umhin kommen, sein Vorhaben gut zu finden und darauf zu vertrauen, dass auch ihm die Götter des Glücks schützend zur Seite stehen.
Also akzeptiere, was Du nicht verhindern kannst!

Gruß vom
Hans
moppedrentner
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Flyingbrick » 23.03.2017, 18:01

Hallo Ufuk,
meinen Unfall mit fünf gebrochenen Knochen und einem halben Jahr Krankenlager hatte ich 2009. Anni war damals 12 und ist bis dahin begeistert hinten drauf mitgefahren.
Seit diesem Unfall ist sie für lange Zeit nicht mehr aufgestiegen, weil sie an meinem Beispiel die Verletzungsgefahr realisiert hat.
2013 wurde sie 16 und hatte bis dahin nichts mehr mit Zweirädern am Hut. Dann brachte ich irgendwann einen 125er Chopper mit und sie hat, ohne dass ich den für sie vorgesehen hatte, sich Hals über Kopf verliebt und den Führerschein gemacht.

Ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass mir Angst fremd wäre. Jedes Mal macht man sich Sorgen. Passiert ist bis heute nichts.

Was dagegen passiert ist: einmal ist ihr Pferd im Stand auf sie gefallen. Knie kaputt. Vor gut einer Woche ist sie gestürzt, als ihr Pferd durchging. Beckenbruch.

Meine Frau sagt: Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm, Du hättest einen Plan. Da hat sie wohl Recht. Es kann immer etwas passieren und wenn Du nicht reitest, stürzt Du beim Skifahren. Ein Freund von mir, Motorradfahrer, starb, als er mit dem Auto zur Arbeit fuhr. Berlin ist gefährlich, wie Du sagst? Stimmt. Leute werden auf Weihnachtsmärkten überfahren oder von Rasern im Auto weggeputzt. Wer gibt Dir die Garantie, dass Dein Leben unfallfrei verläuft? Eben. Du kannst die eine Gefahr ausklammern und die nächste erwischt Dich voll.

Also sag ihm, dass Du ihn lieb hast und dass Du ihm den Hosenboden stramm ziehst, wenn er nicht auf sich und andere aufpasst. Mach ihm die Gefahren an Deinem Beispiel klar, aber unterstütze ihn dabei, seine Träume wahr zu machen und erwachsen zu werden. Kinder brauchen beides, Wurzeln und Flügel.

Er wird Dich für beides lieben; dafür, dass Du Dir Sorgen um ihn machst und dass Du es ihm trotzdem erlaubst.

Aber bitte keinen 25er Roller. Damit bist Du echt in Gefahr, auch und gerade in Berlin. 50 km/h sollten schon möglich sein. Und wichtig: niemals ganz am Rand fahren, sonst überholen alle knapp und ein kleines Schlingern ergibt schon Bordsteinkontakt. Da muss er die Autofahrer erziehen, dass Überholen auch Fahrspurwechsel bedeutet und man nicht mit 30 cm Abstand auf der gleichen Spur vorbei zieht.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon KlausT » 23.03.2017, 18:30

Micha spricht mir aus der Seele. :up:
Genauso würde ich es auch sehen.
Und genauso hatte ich es auch gemacht,
als meine Söhne Moped fahren wollten. :kratz:
Der Rest ist Vertrauen in die Kinder und den lieben Gott... :winke0002:
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon gmbo » 23.03.2017, 18:35

Ich finde auch, du kannst es sowiso nicht verbieten, wenn er wirklich den Wunsch hat, mit einem Zweirad unterwegs zu sein.
Aber du hast doch ein paar Möglichkeiten.
Zum einen den positiven Aspekt, du kannst ihm die Technik des Fahrens sicher gut vermitteln.
Dann würde ich ihm schon klarmachen, dass es sich bei einem Fahrzeug um etwas wertvolles handelt, ihm klarmachen, dass so etwas Geld kostet, nicht nur einmalig. Also er muß schon auch die laufenden Kosten sehen.
Von den Risiken kannst du ihm natürlich auch glaubhaft einiges erklären.
Und das es immer die Zweiräder sind, bei denen die Fahrer mehr abbekommen auch wenn sie vorausschauend und umsichtig fahren.
Aber das dürfte ihm auch als Radfahrer bekannt sein.

Wie du siehst, ich würde es auf keinen Fall verbieten.
gmbo
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon chaosracer » 23.03.2017, 20:44

Das ist eine wirklich knifflige Frage. Vater war ich zeitweise, Kind wohl lange. Verbotenes macht am meisten Spaß, man genießt es in kleinen, nicht immer gesunden, Dosen.
Daher würde auch ich dazu neigen, es zu erlauben, wenn auch zähneknirschend. Aber Vorsicht! Was Pappi erlaubt kann plötzlich uncool werden und der Sohn will es nicht mehr. ;)
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Ansti90 » 23.03.2017, 22:29

Meiner Mama war damals echt nicht wohl als ich meinen roller bekam, allerdings sagte sie sich auch, ich wurde von beiden Elternteilen auf den Straßenverkehr vorbereitet, also haben sies auch erlaubt.
Da ich vorher immer mit dem Fahrrad unterwegs war war sie auch von dem Helm begeistert, denn ob du auf dem Fahrrad oder dem roller umgenietet wirst macht bis auf die schutzkleidung kaum nen unterschied.
Sobald du auf irgendeine Weise am Straßenverkehr teilnimmst kann dir was passieren, aber so ne weile auf dem roller bereitet einen auch ganz gut drauf vor wie es ist später auch mal mit mehr als 5PS unterwegs zu sein.
Ansti90
Stellt sich noch vor ;) (mit 25 Beiträgen)
 
 

Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Hondaslider » 24.03.2017, 09:46

Hallo Ufuk
wir als Eltern haben ja die verpflichtung unsere kinder zu verantwortungs vollem Handeln zu Erziehen. Das trifft auf alle Lebensbereiche zu .. so auch auf das Motorradfahren.
Die gleichen Gedanken wie du hab ich mir gemacht als Anna auch Motorradfahren wollte. Ich hab für mich entschieden dass ich ( oder meine angst um mein Kind ) nicht das recht habe ihr dieses Erlebiss zu verweigern. Also hab ich zugestimmt und bin mit ihr viele hundert Km gemeinsam gefahren. Dabei habe ich versucht ihr den verantwortungsvollen Umgang mit dem Zweirrad und auch dem Umfeld beizubringen. Auch habe ich versucht ihr die Fahrtechnik und Sicherheit zu vermitteln. Heute kann ich sagen dass sie sehr sicher und besonnen fährt.
Natürlich hab ich bei ihren ersten alleinigen ausfahren Blut und Wasser geschwitzt bis sie wieder zuhause war. Auch heute noch (nach 5 Jahren ) bin ich froh wenn sie sich als " gut angekommen " gemeldet hat.
Dass beim Motorradfahren mehr passieren kan als mit dem Auto ist mir und ihr klar. Und gegen Deppen die dich abschiesen hast du als Motorradfahrer, Radfahrer oder Fußgänger kein Chance.

Ich würde mich genau so wieder entscheiden ...

Gruß
Michael
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Twintreiber » 24.03.2017, 11:04

Ich teile komplett die Meinung meiner Vorschreiber, besonders Micha und Tobias und möchte noch eins hinzufügen:
Ist doch geil, dass Dein Sohn dazu tendiert, Dein Hobby zu teilen!
Klar, der Roller ist jetzt erstmal cool und zum in der Stadt rumflitzen, aber wenn er sich dabei ein bißchen von Dir ans Händchen nehmen lässt und Du ihm erklären kannst, was noch so alles an Physik zur Beherrschung eines motorisierten Zweirad dazu gehört, dann ist das doch gut für das Papa-Sohn-Verhältnis.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon DonUschi » 24.03.2017, 11:32

Ich hab die Geschichte von meinem Vater und mir ja gerade erst im "Ich hatte mal eine..." gepostet. Du hast quasi nur zwei Möglichkeiten:
1. Du verbietest es ihm bis 18 und er wird es dann auf eigene Faust machen und du wirst immer Angst haben.
2. Du unterstützt ihm, hast so ein riesiges geteiltes Interesse und eine gesunde Beziehung. Du hast die Chance das ganze zu steuern. Mit Unterricht. Mit begleitetem Fahren und den Wertvollen Maßnahmen die hier gerade schon erwähnt wurden (45+kmh). Und wirst immer Angst haben.

Diese Angst kann man wahrscheinlich nur ertragen. Dagegen machen kann man wenig wenn man der Typ dafür ist. Für meine Freundin und ein bisschen auch für mich ist es der Grund erst gar keine zu zeugen.
Zuletzt geändert von DonUschi am 24.03.2017, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon 3tb » 24.03.2017, 14:10

...ich habe mich gefreut, als ich mit Sohnemann gemeinsam touren konnte (125er).

Als erstes sind wir zum Sicherheitstraining gefahren. Und ganz wichtig, nicht an der Sicherheitskleidung sparen, da kann man ruhig etwas großzügiger sponsern!
Zuletzt geändert von 3tb am 24.03.2017, 14:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon DonUschi » 24.03.2017, 14:31

An den Punkt erinnere ich mich auch noch. Mein Vater und mein Onkel, beide sehr auf Sicherheit bedacht haben beide gern immer wieder gepredigt. Aber mal n bisschen was locker gemacht und drauf gelegt haben sie nicht. Inkonsequente Pfeifen.

Dadurch gab es am Anfang halt nur die 300€ Billig Kombi von Büse. Genau die mit der ich meinen Unfall hatte. Mit meiner aktuellen Kombi hätte ich deutlich weniger Schmerzen am Schienbein und Steißbein gehabt weil die Protektoren größer, besser positioniert sind und bessere Dämpungswerte haben.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Grünman » 24.03.2017, 15:27

Tja, DonUschi, imnerhin etwas. Mein Vater ist überzeugter Jeansfahrer, ich habe eine Lederjacke mit Polsterung (Altbestände, mag sie aber gern!) und einen jahrealten Helm bekommen.
Wenn ich sage, ich würde für einen Helm schon 200€ ausgeben, bekomme ich einen schiefen Blick.

Zum Thema:
DonUschi hat geschrieben:1. Du verbietest es ihm bis 18 und er wird es dann auf eigene Faust machen und du wirst immer Angst haben.
2. Du unterstützt ihm, hast so ein riesiges geteiltes Interesse und eine gesunde Beziehung. Du hast die Chance das ganze zu steuern. Mit Unterricht. Mit begleitetem Fahren und den Wertvollen Maßnahmen die hier gerade schon erwähnt wurden (45+kmh). Und wirst immer Angst haben.


halte ich für sehr treffend.
Abgesehen davon, dass es einfach absolut falsch ist, das eigene und geliebte (wenn auch ehemalige) Hobby dem Sohn zu verbieten, so kann man ihn ohnehin nicht ganz abhalten. Wenn er es will, wird er es tun - dann eben später und gleich mit mehr PS. Lieber ein geführter Einstieg, das erhält die Beziehung und erhöht gleichzeitig die Sicherheit.

Nebenbei, statt einem Roller empfehle ich eine Simson S51. Läuft 60, fährt sich prinzipiell wie ein echtes Motorrad. Hat 1000x mehr Charme, als jeder Roller, und gibt gleich eine Einführung ins Schrauben.
Wobei man in bestimmten Kreisen damit natürlich als uncool gilt.
Grünman
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Stjopa » 24.03.2017, 16:17

Hmm ... in Astronauten-Outfit auf dem Roller ...
Wie Du Dich entscheiden sollst, weiß ich auch nicht. Aber wenn Du dagegen sein wirst, glaube ich, musst Du nur auf ohne jede Ausnahme IMMER zu tragende volle Sicherheitsausrüstung auf dem Roller bestehen.
Dann wird er das Rollerfahren eh sein lassen.
Zuletzt geändert von Stjopa am 24.03.2017, 16:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon chaosracer » 24.03.2017, 16:55

Grünmans Tip mit der Simson finde ich genial. Die S51 ist für mich eines der besten Mopeds überhaupt. Letztes Jahr bei einer Ausfahrt sah ich eine, die der Fahrer schob. Ihn begleitete ein Suzuki-Fahrer, beide kriegten die S. wegen "Vielahnung" nicht mehr an. Ich blieb stehen, fragte, schaute u "reparierte" das Dingchen ohne Werkzeug in 2 min.
DAS sind Motoren, ja!
Meine Freundin konnte nicht mal richtig Blümchen flicken in der Zeit. Die S. hatte ich bis dato zum ersten Mal richtig aus der Nähe gesehen. Wer so eine fährt , braucht als Bordwerkzeug nen Schraubenzieher. Wenn überhaupt.

Uncool? :krank:
Zuletzt geändert von chaosracer am 24.03.2017, 16:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Presi » 24.03.2017, 16:59

Ich würde es vom Typ abhängig machen. Ist dein Sohn ein Draufgänger, der alles ausprobieren, überreizen muss oder eher der vorsichtige Typ?

Ich denke da an meinen besten Kumpel, der sich mit 18 einhalb auf Fuerteventura einen alten Fiat Panda mit defekter Kupplung gemietet hatte und dann an einer Kreuzung von einem Linienbus letal getroffen wurde.
Seine Eltern, tolle Menschen, haben das nie wirklich verkraftet. Heute, 20 Jahre später, ist sein Vater am Ende seines Lebens, nach Jahren der Alkoholsucht kann er sich krampfgeplagt kaum bewegen und muss inzwischen gefüttert werden, ist aber noch ziemlich klar. Als seine Frau ihn kürzlich fragte, was ihm weh tat, brachte er hervor: "Meine Seele". Und das lag nicht an seiner Erkrankung allein. :(

Jedenfalls war sein Sohn ein Draufgänger. War irgendwo ne Rampe, ist er mit Fahrrad, Ski oder Snowboard drüber, hat sich da Arm und Bein gebrochen. Egal. Nächstes Mal wieder voll drüber.
Auf der Suche nach der Welle beim Surfen gab es nie Angst, immer alles voll ausprobiert. Und kaum hatte er den Führerschein, gab er manchmal richtig Gas, ich saß neben ihm bei Tacho 100 innerorts und sagte immer "Blitzer!", "Probezeit!" - aber das war ihm egal. Als er dann geblitzt wurde, wurde sein Opa als Fahrer angegeben, er fuhr noch seine letzten Wochen weiter.

Hätte ich so einen Sohn, ums Verrecken würde ich dem keinen Roller in die Hand geben wollen.
Nicht einfach so. Sondern mit ihm die Apallikerstation besuchen oder was eben nötig ist, um ein gesundes Gefühl der Angst zu erzeugen. Um Folgen von unvorsichtigem Handeln klarzumachen, einzuprägen, einzuhämmern.
Ich wäre da ein ziemlicher Stresspapa.

Wenn aber der Sohn eher Schisser ist, mit dem Rad jede Baumwurzel umfährt, aus Sorge, er könnte da stürzen, beim Eislaufen immer an der Bande steht und seine Umgebung gut wahrnimmt und schon sieht, wenn bspw.vorn die Ampel rot hat, hätte ich trotzdem Sorgen, ja, verdammt. Aber ich würde damit besser leben können.
Was machst du denn, wenn du das verbietest und dann fährt er bei so nem Draufgängertypen hinten mit? Wenn dann was passiert? Wie lebst du mit den eigenen Vorwürfen?
Wenn etwas passiert, weil du ihm seinen Wunsch erfüllst, ist es furchtbares Pech, aber es war dann immerhin sein Wunsch.

Mein Vorschlag - auch als leider nicht-Papa: Gemeinsam üben, ihn etwas anlernen, aber ihn auch selbst machen lassen. Und als gläubiger Mensch kann es nie schaden, Gott darum zu bitten, über deine Kinder, über diesen Sohn zu wachen.

P.S.: Wenn er echt so nen Risikotyp ist, musst du ihm halt ne Freundin suchen, die Roller voll doof und gefährlich findet. :P
Presi
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon ralfpinzer » 24.03.2017, 20:45

Unser Kind (Tochter, Bj. 96) fährt mit, seit sie 4 ist. Mit 16 hat sie 125er gefahren, mit 18 CB500 und seit einem Jahr SV 650 (mittlerweile offen).
ralfpinzer
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Flyingbrick » 24.03.2017, 20:50

Ufuk, liest Du noch mit oder bist Du gerade Roller kaufen...?
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Re: Moralische Zwickmühle

Beitragvon Tron » 24.03.2017, 21:10

Bin noch am mitlesen. :D

Hab heute mit meiner Frau gesprochen und sie sagte auch, wenn was passieren soll, dann wird es passieren.
Er hat ja noch bis anfang Mai Probezeit und wahrscheinlich werden wir ihm dann einen Roller zum Geburtstag kaufen und schenken, dazu einen gescheiten Helm, ne gute Jacke und ein paar vernünftige Schuhe und Handschuhe.

Dann mal schauen ob es so was wie ein Fahrsicherheitstrainig für Rollerfahrer gibt.

Mein junge ist eigentlich ein vernünftiger Fahrer und kommt auch sehr gut im Verkehr klar ( 10.000 km Fahrerfahrung in der Türkei sind da echt Gold wert :D )
Ab und an mag er aber auch mal auf das Gaspedal drücken, das merke ich aktuell wo wir neben dem Zafira auch einen kleinen spritzigen Corsa haben, der schön zieht, wenn man mal etwas Gas gibt.
Aber im großen und ganzen halte ich ihn für einen vernünftigen Fahrer.
Tron
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